Nachdem seine Großmutter ihm auf der Pressekonferenz das Wort gab, machte Ignacio Guido eine Geste, die bemerkt worden wäre, wenn nicht diese enorm bewegende öffentliche Präsentation als Enkelkind alles andere vereinnahmt hätte. Er atmete durch und zog die Luft für einen ewigen Moment so tief ein, wie es jemand macht, bevor er unter Wasser taucht. Tief einatmen bedeutete für ihn, definitiv in diese Vergangenheit einzutauchen, die ihn einholt, wissend, dass er, ob er will oder nicht, in diese Geschichtsbücher eingehen wird: „Und das ist eine Last, die man tragen muss.“ Diese Geste, die den Moment der höchsten Ausdruckskraft der ganzen Pressekonferenz darstellt, könnte sich auch auf das Zusammentreffen von Ignacio mit Guido beziehen. „Klar, ich erinnere mich an den Moment. Und es stimmt, dieser Moment des Luftholens ist wie der, bevor du anfängst (auf der Bühne) zu spielen: durchatmen und das Bestmögliche geben. Mir ist klar, dass diese Pressekonferenz wichtiger für die anderen war als für mich. Doch ebenso war es für mich ein erhellender Moment. Alles, was ich zu sagen hatte, habe ich dort gesagt und ich weiß nicht, ob ich es jemals werde besser machen können“, überlegt Ignacio Guido Hurban Montoya Carlotto, der auf dem Klavierhocker neben dem Piano sitzt und zwischen dem einen und dem nächsten Schluck Mate immer wieder irgendwelche Noten sucht, als wolle er ein Beispiel zeigen oder als Rückversicherung, wenn er wortlos bleibt. Es gibt nur sehr wenige Momente, in denen er keinen Witz macht oder nicht dieses Lächeln andeutet, das einen Regentag aufhellt.
Das Interview findet in der Musikschule Hermanos Rossi der Stadt Olavarría statt, 353 km von der Hauptstadt entfernt. Ignacio Guido ist Direktor der Schule und Olavarría ist eine Stadt, die die Erschütterungen durch den Prozessbeginn wegen der Verbrechen im nahen Geheimgefängnis Monte Peloni (in dem sein Onkel Remo Carlotto als Kläger auftritt) scheinbar mit Gelassenheit nimmt, ebenso wie die Nachricht vom Auftauchen Guidos, der seit heute ihre herausragendste Persönlichkeit ist. Das mysteriöse Vorhandensein eines Klaviers, abgeschlossen mit einem Schlüssel und in einer Ecke abgestellt,, lässt dem Busbahnhof von Olavarría, so scheint es, zusammen mit alten Vinylplatten mit Musik von Strauss und Beethoven, eine unfreiwillige, aber sehr poetische Ehrung zukommen, in einer Art Wohnzimmer mit Fahrgästen und Hunden, was jedes Protokoll eines Bahnhofs durchbricht.
Habe er sich mitunter gefragt, ob der Enkel von Estela jemals auftauchen würde? „Ich dachte oft daran. Ich erinnere mich, dass ich einmal mit meiner Frau im Bett Fernsehen guckte und zu ihr sagte: ,Guck mal, die arme Frau, sie wird niemals ihren Enkel treffen, vielleicht stirbt sie, ohne es geschafft zu haben, ihn zu sehen.‘ Dabei war dieser Enkel doch ich. Da durchzuckt einen das Leben. Verrückter wäre nur gewesen, wenn wir uns vorher getroffen und hätten fotografieren lassen.“ Wann begannen seine Zweifel? „Ein Hintergrundrauschen gab es immer und dann stieß ich auf ein paar Sachen, die mich veranlassten, stärkere Zweifel zu haben. Vielleicht wäre es besser für mich und für alle, einen konkreten Zeitpunkt zu haben und dir sagen zu können, ab da war es mir bewusst. Aber so war es nicht, es war viel gradueller, wie eine Abfolge von Knoten, wie das Hintergrundgeräusch dieser (Neon-)Lampen, das dir erst bewusst wird, wenn du sie ausschaltest und du merkst, wie sehr dich das Geräusch nervte. Wie ein Knoten, den du irgendwo hast und der sich öffnet. Das sind Dinge, die du mitbringst. Das geht sehr tief, offenkundig, das was du in dir trägst. Nicht nur die physische Ähnlichkeit, sondern der Drang, Dinge zu tun, ohne zu wissen, warum das so ist, wie Musiker zu sein oder jeden 24. März, den Tag der Erinnerung (Día de la Memoria), mit Klavierspiel zu beschließen und ich bin kein Aktivist, eher das Gegenteil nicht zu wissen, was mich antreibt, (das Lied) Für die Erinnerung’ zu schreiben und es als etwas ganz Eigenes zu empfinden.“
Der Text und die Musik von Ignacios „Für die Erinnerung“ haben eine komplexe Grammatik. So heißt es beispielsweise Cargando en ancas los hombros/ vanse quedando los años/no se han cerrado las puertas/ ni las heridas de antaño (in etwa: „Die Schultern kreuzweise beladen/ vergehen die Jahre und verharren/ weder wurden die Türen geschlossen/ noch die Verletzungen von einst“). Ignacio schrieb das Lied kurz vor einem 24. März, obwohl er, wie er erläutert, schon geraume Zeit daran herumkaute und es aus sich herausbrachte, als er unter dem Eindruck einer Fotoausstellung mit dem Titel Ausencias von Gustavo Germano[fn]Gustavo Germano: Verschwunden. Das Fotoprojekt Ausencias mit Texten zur Diktatur in Argentinien 1976-1983. Aus dem Spanischen von Ricarda Solms und Steven Uhly. Münchner Frühling Verlag, 2010[/fn] stand.
Über seine Mutter gibt es ein Buch[fn]María Eugenia Ludueña, Laura. Vida y militancia de Laura Carlotto. Grupo Editorial Planeta 2013[/fn], über seine Großmutter einen Film.[fn]Verdades verdaderas. Das Leben von Estela, Regisseur Nicolás Gil Lavedra, November 2011[/fn] Kannte er die beiden Werke? „Gerade lese ich Laura, weil es mir María Ludueña, die Autorin, vor kurzem geschenkt hat. Es ist sehr gut geschrieben und nützlich, um weitergehende Informationen zu bekommen und zu verstehen, warum sie so handelten und diese Entscheidungen trafen.
Den Film hatte ich schon vorher gesehen, aber mehr durch Zufall. Ich war mit meiner Frau beim Festival Lucas Demare losgegangen, um den Film Elefante blanco zu sehen, und hatte mich in der Uhrzeit geirrt. Jetzt hat ihn mir der Regisseur des Films, Nico Gil Lavedra, vorbeigebracht, weil wir am 2. Oktober, dem Tag nach dem Konzert[fn]Anfang Oktober 2014 trat Ignacio Guido zusammen mit Estela de Carlotto und León Gieco im Kulturzentrum Haroldo Conti auf, dem Kulturzentrum im ehemaligen Folterzentrum des Militärs, Ex-ESMA.[/fn], eine Art Schlussszene drehen werden, in der ich auftauche und Klavier spiele, um den Film abzuschließen. Ich habe gemerkt, dass ich in Wahrheit nicht so eine genaue Erinnerung daran hatte.“
Auf die Frage hin, ob er einen politische Posten übernehmen würde, wehrt Ignacio Guido entschieden ab: „Nein, dafür bin ich nicht berufen und weiß nicht, wie man das macht. Möglich, dass ich Wahlen gewinnen könnte, aber was mache ich dann? Abgesehen davon habe ich schon auf der Pressekonferenz gesagt, dass die musikalische Aktivität auch eine politische Aktivität ist.“
Seine Großmutter Estela und er wurden eingeladen, Papst Franziskus im Vatikan zu besuchen. Wie ist seine Beziehung zum Glauben? „Ich werde mir einen schönen Satz von Negro (Carlos) Aguirre aneignen: Ich glaube an Gott, aber ich weiß noch nicht, wie er heißt. Ich fühle auf der Haut eine Energie, eine Religiosität, eine Spiritualität, der wir uns annähern sollten, aber ich habe dafür noch keinen Namen gefunden. Ich hatte eine sehr strikte religiöse Erziehung, denn ich wuchs in der Colonia San Miguel auf, einer deutschen Gemeinde mit einem stark praktizierten Katholizismus. Und ich habe die ganze religiöse Tour durchlaufen, von der Taufe bis zur Firmung. Als ich anfangen konnte, ein bisschen zu entscheiden, habe ich mich davon entfernt. Auf jeden Fall verstehe ich mein Leben als eine konstante spirituelle Suche.“
Ignacio Guidos biologische Eltern kamen in gewisser Weise zum gleichen Zeitpunkt für ihn auf die Welt, wie sie auch für ihn starben. Wie geht ein Mensch mit solch widersprüchlichen und starken Gefühlen um? „Man muss sie erst kennenlernen, um dann trauern zu können. Aber auch das Wissen, dass deine Alten bei ihrem Tod jünger waren als du selbst, ist unglaublich hart. Das ist Teil dessen, was diese sonderbare, außergewöhnliche Sache ausmacht. Und daher dieses Durcheinander im Kopf, verstehst du? Denn mein Leben ist jetzt außergewöhnlich, was jedoch nicht bedeutet, dass ich außergewöhnlich wäre, denn in Wirklichkeit gibt es keine außergewöhnlichen Personen, sondern nur außergewöhnliche Leben. Mein Fall ist ein klares Beispiel dafür.“
Als er auf der Pressekonferenz gefragt wurde, ob er irgendeine Erinnerung an die fünf Stunden mit seiner Mutter Laura[fn]Nach Aussage einer Mitgefangenen war Laura Carlotto noch fünf Stunden mit dem Neugeborenen zusammen und nannte es Guido, nach ihrem eigenen Vater, der ebenfalls verhaftet, gefoltert und später gegen ein Lösegeld freigelassen wurde.[/fn] habe, sagte er schnell und mit der ihm eigenen Ehrlichkeit, nein, habe er nicht. Gleichzeitig stellte er eine unmittelbare und direkte Beziehung zu dieser hochkommenden Vergangenheit und dem Umstand her, sich der Musik zu widmen: „Das ist einfach sehr heftig. Immer hatte ich diese Frage ohne Antwort, wie eine offene Rechnung: Warum befasst du dich derart mit Musik? Vor allem wenn man berücksichtigt, woher ich komme. Das ist keine Kritik, aber das Land hat seine Besonderheiten. Sicher, diesen ländlichen Verhältnissen verdanke ich eine schöne Landschaft und Ruhe, sie lehrten mich Dinge, die ich anders nicht gelernt hätte. Der ländliche Raum hat etwas, was schlussendlich um sich selbst kreist. Die Leute arbeiten dort und sind glücklich dabei, denn es ist ihr Lebensraum. Genauso wie die Leute in der Stadt sehr zufrieden leben, fast ohne Raum, oder zumindest beschweren sich alle, aber keiner geht weg. Seit jener Zeit rumorte in mir dieser Widerspruch. Ich wuchs auf dem Land auf und habe diese ganz sonderbare Richtung eingeschlagen, fern von diesem Umfeld. Nicht nur wegen der Musik, sondern wegen des Jazz, wegen des Lebens auf der Suche nach dem Neuen, was ich mir nicht erklären konnte. Auf dem Land lernte ich, eine andere Beziehung zu den Dingen und zu mir selbst zu haben. Ich wuchs sehr einsam auf, was ich aber nicht aus der Perspektive einer Klage sage, denn das ist supergut: die Einsamkeit als Auslöser für Kreativität. Das sehe ich jetzt als Erwachsener und obwohl ich noch nicht Vater bin, denken meine Frau und ich darüber nach. Auch weil ich sehe, wie die Kinder meiner Freunde aufwachsen. Wenn ich mich in diese Kindheit zurückversetze, sehe ich mich alles Notwendige erfinden, um mich zu vergnügen; etwas, das heute für gewöhnlich nicht so ist. Heute kommt alles bereits fertig entwickelt für die Kinder daher, auch durch das Internet. Mein Spielzeug habe ich mir weitgehend selbst hergestellt, ich las viel, erfand meine Welt und alle nötigen Burgen, um die Abenteuer zu erleben, die ich mir ausdachte. Oft war ich allein. Auf dem Land arbeiten Vater und Mutter. Die Kinder haben ein paar Aufgaben. Aber danach gibt es einen Haufen Freizeit, vor allem im Sommer, wenn man nicht zur Schule musste. Ich zeichnete und las sehr viel.“
Wie ist Ignacio Guido mit der Musik in Berührung gekommen? „Mit neun oder zehn Jahren ging ich mit meinen Adoptiveltern zu einer dieser Tanzveranstaltungen, die man in den Miniclubs dort organisierte, darunter eine im Club Independiente der Colonia San Miguel, bei der die Gruppe Aldaba der Brüder Martel live spielte. Ich hatte niemals Livemusik gehört, eine seltene Gelegenheit also und abgesehen davon hatte ich spät Zugang zum TV und nur Radio mit wenigen Sendern. Ich entdeckte das alles also recht spät, verglichen damit, wie die Kinder heute aufwachsen. Es durchzuckte mich total, als ich diese Typen live spielen sah. Ab diesem Tag war nichts mehr wie vorher. Ich glaube, ich verfiel dem Klavier, weil diese Gruppe zwei davon hatte. Es war diese unsägliche Zeit mit Ricky Maravilla, den man überall hörte. Aber diese Burschen spielten gut. Sie spielten Tango, melodiöse Themen, Walzer, Cumbia und Milonga. Für mich waren sie das Sinfonieorchester von London. Ich drängte meine Eltern, Unterricht nehmen zu können, und fing schließlich mit einem der Klavierspieler der Band an. Ich erinnere mich, dass er mir beim ersten Mal einiges über die Noten beibrachte, ihre Anordnung, und ich ging mit dem Gefühl weg, dass ich alles verstanden hätte. Aber nicht, was er mir erklärt hatte. Ich verstand auf einmal das Leben. Mein Vater kaufte mir ein batteriebetriebenes Klavier, denn wir hatten keinen elektrischen Strom, und ich war vollkommen begeistert. Im Gymnasium stieß ich auf einen Klassenkameraden, der Gitarre spielte, und er spornte mich an zu studieren. Dort begannen mir die ersten Jazzsachen durch den Kopf zu gehen und ich hob ab. Ich wusste, ich werde nichts anderes machen. Auf dem Gymnasium war ich im technischen, industriellen Zweig und da diese Spezialisierung abends stattfand, blieb mir kaum Zeit. Ich zog nach Loma Negra, in das Haus, in dem ich gegenwärtig lebe.“
Schließlich begann Ignacio Guido ein Studium am Musikkonservatorium von Avellaneda, einer Gemeinde im Vorortgürtel des Großraums Buenos Aires. „In Wirklichkeit ging ich zusammen mit Esteban weg, einem guten Freund, der auch auf der Pressekonferenz war. Wir lebten in Quilmes und studierten in Avellaneda. Wir waren 17, 18 Jahre alt, zwei Landeier. Das war ein Jahrzehnt voller Entdeckungen, denn abgesehen davon, wie schön es ist, dort zu leben, gibt es in Buenos Aires einfach alles. Ich studierte bis 2001 am Konservatorium Roma von Avellaneda. Es gab während dieser Jahre auch wenig Bevormundung, meine Alten waren da, wenn ich sie brauchte, aber sie kamen selten. Sie dachten, ich würde weiterhin etwas in der Richtung studieren, aus der ich von der Schule her kam. Doch in dieser Hinsicht haben mir die 90er-Jahre geholfen, denn wenn ein Diplomingenieur Taxi fuhr, konnte ich das Gleiche machen und auf das setzen, was mir wirklich gefiel. Doch da stellten sie sich quer, sie begannen eine andere Arbeit zu suchen, denn es ist immer schwierig, einen Sohn nach Buenos Aires zu entlassen, und die Musik hat dieses blöde und irreale Stigma des Und-wovon-wirst-du-leben?’.“
Wann konnte er sich sein erstes eigenes Klavier kaufen? „Das Klavier habe ich zu Beginn des zweiten Jahres in Buenos Aires gekauft, in einem Geschäft für gebrauchte Instrumente. Ich hatte einen sehr guten Lehrer, Leandro Chiappe. Heute spielt er bei Javier Calamaro und er spielt phänomenal. Er sagte mir: ,Du gehst nach Buenos Aires und ich gebe dir Gratisunterricht.‘ Ein Titan. Ich setzte alles auf eine Karte, konnte 1000 Dollar zusammenbringen, was für mich ein Vermögen war, und zusammen fanden wir einen vollkommen heruntergekommenen Rönisch-Flügel. Aber ein sehr gutes Piano, so als wenn du einen ruinierten Mercedes-Benz kaufst. Vor sechs Jahren konnte ich ihn reparieren lassen. Das Piano ist im Leben des Pianisten ein Meilenstein, denn es ist sehr teuer, und du kaufst es dir nur einmal. Das Piano ist eine Entscheidung.“
Der Musiker ist fest davon überzeugt, dass sich alles, was jetzt geschehen ist, auch in seiner Musik niederschlagen wird. „Diese Situation hat mich in einem Moment getroffen, in dem es mir ziemlich gut ging, auf künstlerischer Ebene war meine Lage stabil und angenehm, ich machte gerade, was und mit wem ich es wollte. Vor allem in den ersten Tagen dachte ich, dass sich diese Erschütterung verheerend auf meine Musik auswirken könnte, bis ich wieder in Tuchfühlung kam mit dem Unterricht, mit den Konzerten, indem ich irgendein Thema anspielte und beim Klavierspielen merkte, dass alles völlig in Ordnung war, dass das Leben so sein musste. Und tatsächlich streiten wir uns mit den Musikerkollegen über die Liedertexte. Alles hat heute eine weitere Bedeutung. Also begann ich zu begreifen, dass das, was war, und das, was ist, mit dem, was sein wird, zusammengehören, und ich beruhigte mich. Musik ist, wie sie ist, es gibt keine andere Musik und es ist nicht notwendig, daran etwas zu ändern. Was sich auf jeden Fall ändert, sind das Publikum und die Rahmenbedingungen. Wir werden an schöneren Orten spielen, mit einem besseren Sound, vor mehr Leuten und es wird ein größeres Echo geben. Wenn ich Klavier spiele, fühle ich mich sehr gut und fühle außerdem, dass das die wahrste Wahrheit ist, über die ich heute verfüge. Das Repertoire ist das, was ich bin, und spricht über mich, aus einem Raum, der keinen Vor- und keinen Nachnamen hat. Was mich veranlasst hat zu komponieren, ist das Gleiche wie vorher. Es ist nicht so, dass sich mir jetzt der Himmel aufgetan hätte, damit ich mich davor stelle und laut schreiend um neue Partituren bitte. Wenn einer schreibt oder etwas erschafft, passiert etwas. An den ,Zehn Regeln für den perfekten Erzähler‘ von Horacio Quiroga hat mich am meisten die Empfehlung beeindruckt, nicht zu schreiben, indem man an den Leser denkt. Für mich ist das im Moment schwierig, denn vorher kam eine Handvoll Leute zu meinem Konzert, und wenn ich jetzt etwas mache, wird das sofort wahrgenommen. Auf jeden Fall fällt es mir schwer, ja, aber ich lerne, damit umzugehen. Wie? Indem ich spiele, was mir gefällt. Ich mache das Gleiche wie immer. Ich vergnüge mich wie vorher. Für mich ist Komponieren wie das Spielen mit der Playstation, es gibt nichts Unterhaltsameres als das. Was mich ruhig sein lässt, ist das, was mir ab einem bestimmten Punkt schon früher klar war. Durch die Musik wusste ich, wer ich war, bevor ich wusste, wer ich war.“