Wir waren 35 Offiziere und Unteroffiziere und trainierten in der Kavallerie-Schule. Wir wurden von dem Unternehmen ID Systems Ltda. kontaktiert, das in Kolumbien Blackwater vertritt. In der Kavallerieschule sagten sie ‚die Iraker’ zu uns. Man konnte uns an den schwarzen Uniformen, dem Kevlar-Helm, Zubiola-Brillen und M-16-Angriffsgewehren und 9-mm-Pistolen erkennen. (…) Sie versprachen uns monatlich 2500 US-$ und nach sechs Monaten eine Überlebensprämie von 1000 US-$. Für Risiko-Operationen sollte es 5000 US-$ geben. Uns unterrichteten fünf ‚Gringos’, aber nur einer, Alí Terán, sprach Spanisch. Er war der härteste. Er behandelte uns sehr schlecht, wie Rekruten“, erinnert sich ein ehemaliger Unteroffizier der kolumbianischen Armee an seine dreiwöchige Ausbildung für den Einsatz in Irak. Er wird in einem Artikel der kolumbianischen Zeitschrift Semana vom 22. August zitiert. „Für Blackwater ist Kolumbien eine Goldgrube. Hier sind gut ausgebildete Offiziere zu finden, die für die Hälfte des Salärs arbeiten, das ehemaligen US-Militärs gezahlt wird“, kommentiert Semana. Das Verteidigungsministerium in Bogotá bestätigte gegenüber der Presse, dass das Söldnertraining in der Kavallerieschule offiziell gestattet war. Das Geschäft von ID-Systems/Blackwater in Kolumbien ist schon seit zwei Jahren im Gange.
Eine weitere sensible Frage ist, welche ehemaligen Mitglieder der Streitkräfte für einen „privaten“ Einsatz in Irak angeheuert werden. Angeblich handelt es sich um Personen, die die Armee freiwillig verlassen haben. Darunter können aber auch Militärs sein, die Probleme wegen Korruption oder Menschenrechtsverletzungen hatten und deshalb „diskret“ aufgefordert wurden, den Dienst an der Waffe niederzulegen. Dies ist eine übliche Methode, um öffentlichen Skandalen oder Gerichtsverfahren zuvorzukommen. „Es ist paradox, dass die US-Regierung die kolumbianischen Streitkräfte einer Menschenrechts-Zertifizierung unterwirft, aber gleichzeitig ein Unternehmen wie Blackwater unterstützt, dessen Rekrutierungsmethoden völlig schleierhaft sind“, kritisiert der Semana-Artikel. Bei der „blühenden Industrie des Exports von Sicherheit“ sei Transparenz gefordert.
Neben Blackwater gibt es noch andere Firmen, die billiges Militärpersonal für den Irak in Kolumbien anwerben. Auf das „Iraqi-Jobcenter“ stößt man bei der Suche nach dem Interneteintrag der privaten Sicherheitsfirma EPI Security and Investigations mit Sitz in Manta, Ecuador. Deren seltsames Geschäftsgebaren machte in Ecuador und Kolumbien in den letzten Wochen Schlagzeilen. Zwischen 1000 und 2000 BesucherInnen registriert „www.iraqi- jobcenter.com“ täglich. Unter „Jobs wanted“ finden sich etliche Anfragen und Angebote von kolumbianischen Ex-Militärs. Zumindest einige von ihnen wurden mit US-Mitteln des „Plan Colombia“ ausgebildet. „Ich habe zehn Jahre für die kolumbianische Luftwaffe gearbeitet, fünf Jahre davon als Plan Colombia-Pilot“, bietet sich ein Bewerber an. Die deftige Finanzspritze der US-Regierung für die kolumbianischen Streitkräfte wird somit an die privaten US-Security-Dienstleister, die an der Seite des US-Militärs in Irak arbeiten, weiter gegeben.
EPI Security and Investigation gehört dem US-Amerikaner Jeffrey Shippy, der vorher für 4200 US-$ als Feuerwehrmann (?!) in der US-Basis in Manta in Ecuador gearbeitet haben soll. Vorher hat er nach Angaben der Zeitung Hoy, die in Quito erscheint, bei der US-Luftwaffe und der Sicherheitsfirma Dyncorp gearbeitet. Das Büro von EPI ist im Haus von Shippy in Manta untergebracht, offiziell eingetragen ist die Firma nicht. Das Telefon beantwortet die ecuadorianische Ehefrau von Shippy. Sie informiert, dass die Söldner für Irak direkt in Medellín angeworben werden. In Ecuador würden nur die Verträge für den Irak-Einsatz gemacht. „Von seinem Haus in Manta bot er 1000 Ex-Militärs an, Sicherheitsmissionen in Irak durchzuführen“, schreibt El Tiempo (Bogotá) am 20. August.
Die Enthüllungen der Presse in Ecuador und Kolumbien über die Rekrutierung von kolumbianischen Söldnern für den Irak haben zu Spannungen auf Regierungsebene geführt. Gegen Shippy wurde in Ecuador ein Haftbefehl ausgestellt und seine Wohnung durchsucht. Aber Shippy ist abgetaucht, angeblich soll er sich in Irak aufhalten. Menschenrechtsorganisationen in Quito haben die Sonderbeauftragte der UN für Söldner-Angelegenheiten gebeten, sich des Falls anzunehmen. Außerdem fordern sie, dass Ecuador die UN-Konvention bezüglich der Rekrutierung und Ausbildung von Söldnern von 1989 unterschreibt, „um rechtliche Lücken bei der Bekämpfung dieser internationalen Straftat zu schließen.“