„Comandante Cerveza“ hieß er bei unseren nicaraguanischen Freunden, die ihn hinter seinem Tresen erleben durften. Diese liebevolle Bezeichnung trifft aber zunächst nur die für Gäste augenscheinliche Funktion Walters als Bierlieferant bei Veranstaltungen und Sitzungen der Nicaragua-Hilfe Bonn im „Südbahnhof“.
Schon in den 70ern und 80ern kamen viele Solidaritätsbewegte nicht an der „Schumannklause“ vorbei, in der Walter Erholung von und Planung neuer Aktionen nach Kräften beförderte. Sein Herz und Engagement galt der Solidarität mit Nicaragua. Als Mitinitiator und Gründungsmitglied der Nicaragua-Hilfe Bonn wurde sein Keller zum Lager, sein Hof zur Werkstatt, seine Kneipe, der „Südbahnhof“ zum Zentrum von Lateinamerikagruppen.
Beim Instandsetzen von Rollstühlen und anderem medizinischen Gerät für die Verletzten des Contra-Krieges war er tatkräftig dabei. Nicht hoch genug kann man seinen Verzicht auf das Trinkgeld im Südbahnhof achten: Immer kam der Verweis auf die „Sau“ auf dem Tresen, was über die Jahre einige tausend Mark für die Projekte in Nicaragua einbrachte. Viele Mitglieder und Spender werden sich an seine unnachahmlichen Methoden erinnern, mit denen er immer wieder neue Leute für den Verein gewann oder ihnen ordentliche Spenden für die diversen Projekte abrang. Bei vielen Fußballturnieren war er unersetzliche Stütze der jeweiligen Mannschaften, bis gesundheitliche Probleme den sportlichen Ambitionen ein Ende setzten.
Das in Sachen Nicaragua erfreulichste Erlebnis – ein Treffen mit Daniel Ortega 1990 in Bonn – konnte jeder Gast im Südbahnhof dokumentiert sehen. Leider konnte er sich nicht zu einem Gegenbesuch durchringen: „In den Flieger und auch noch 20 Stunden kriegt ihr mich nicht rein. Nee, lass mal; Fotos und Berichte reichen mir.“ Walter war kein Mann großer Worte: Theoretische Diskussionen mussten zügig in entsprechende Aktionen münden. Sonst war es Gefasel und Rumeiern. So entsorgte er angesichts der Politik seiner Partei (der SPD…) das dazugehörige Mitgliedsbuch umstandslos in der Mülltonne. So sehr Walter praktische Solidarität unterstützte, überall half, Kontakte vermittelte, so wenig ließ er sich helfen, als er selbst der Hilfe bedurfte.
Am 6. Dezember 2005 ist Walter an Herzversagen gestorben. Mit ihm verliert die Bonner Solidaritätsbewegung mit den Menschen Lateinamerikas einen Freund, einen Compañero, eine Institution.
Wir werden „Comandante Cerveza“ nicht vergessen.