„Kannst du vielleicht auch das Stück Fuego von Bomba Estéreo spielen?“, eine auf Latin-Parties oft gehörte Frage am DJ-Pult. Zugegebenermaßen ist der erste große Hit aus dem Jahr 2009 tatsächlich ein musikalischer Meilenstein gewesen, der die Combo aus Bogotá im Zuge der Cumbia-Digital-Welle schlagartig berühmt machte und auf internationale Bühnen brachte. Weitere Studioalben folgten, auch der örtliche Global-Sounds-Sender spielt – leider immer dieselben – Stücke der Band, die gekonnt traditionelle mit elektronischen Sounds zu mischen weiß. Aber irgendwie konnte bei der Rezensentin das „Feuer“ des ersten Hits bisher nicht wiederholt werden. Doch mit dem fünften Studioalbum drängt sich Bomba Estéreo energisch ins auditive Wahrnehmungsfeld zurück. Zwar sind auf der CD Ayo gerade mal zehn Titel vertreten, aber die haben es in sich.
Los geht’s mit Siembra, einem langsameren elektronischen, aber sehr melodiösen Track, auf dem direkt die charakteristische Stimme von Sängerin Li Saumet eingeführt wird. Es folgt Ayo, ein tanzbares Mid-Tempo-Stück mit westafrikanisch anmutendem Gitarrengeflirre. Track drei setzt noch einen drauf, Química (Dance with me) ist ein herrlich balkanischer Tanzsong, zusammen mit der israelischen Combo „Balkan Beat Box“ aufgenommen. Bei Nummer vier bleibt es soundmäßig orientalisch, thematisch geht es um die Seelennöte eines frisch getrennten Menschen: Duele hat sich in Kolumbien bereits Hit-Status erspielt. Der Anfang von Amar así erinnert dann an fette internationale Popproduktionen einer Sia oder Zara Larsson und kann damit auch problemlos mithalten. Und dann, haltet euch fest, kommt Money Money Money, ein schneller Reggaetón mit punktuell disharmonischem Vocodereinsatz und konsumkritischen Lyrics, der Hammer! Stück Nummer 7 heißt Internacionales und plädiert ganz folgerichtig für ein friedliches und gleichberechtigtes internationales Zusammenleben aller Weltbürger*innen, eine nette Reggaetónhymne: Vamos a bailar en la misma fiesta – „Lasst uns zusammen tanzen auf derselben Party“. Aber zusammen tanzen ist nicht nur Friede Freude Eierkuchen, was der nächste Song Flower Power andeutet: ein Reggaetón-Empowerment-Stück „für alle Frauen auf dieser Welt“. Gegen Ende des Albums wird das Energie-Level etwas runtergefahren: Taganga ist ein entspannter Reggae und das letzte Stück, Vuelve, ein Instrumentaltrack, der geschmeidig elektronische und folkloristische Sounds verschmilzt und auf dem die Kinder von Sängerin Li Saumet und Bassist Simón Mejía verewigt sind.
Insgesamt ein wunderbar karibisch-elektronisches Gesamtpaket, das herbstliche Trübsal zu vertreiben mag!