Der Feminismus hat mein Leben verändert

Die April-Revolution prägte mein Leben, der Feminismus aber veränderte es“, sagte Magaly Pineda vor Jahren in einem Gespräch in Santo Domingo (vgl. ila 284). Die kleine, untersetzte Frau mit den schalkhaften Augen erzählte lebhaft und gestenreich von ihren Erfahrungen während des Aufstandes gegen die US-Invasion im April 1965 und von ihrer Erkenntnis, nicht mehr Beiwerk des Kampfes oder Objekt der Mitkämpfer sein zu wollen – von der Erkenntnis, Bewusstsein schaffen zu wollen, auch und gerade im Kampf gegen machistische Strukturen innerhalb der linken Bewegung.

Mit anderen Frauen gründete die Sozialwissenschaftlerin 1980 das Forschungszentrum Centro de Investigación para la Acción Femenina – CIPAF), eine heute in ganz Lateinamerika angesehene und etablierte feministische Institution.

Magaly Pineda Tejada wurde am 21. März 1943 in der Dominikanischen Republik geboren, wuchs aber auf der Nachbarinsel Puerto Rico als Tochter dominikanischer Politflüchtlinge in einer Exilgemeinschaft auf. Bereits als 15-Jährige wurde sie Mitglied der StudentInnenföderation für die Unabhängigkeit der mit den USA assoziierten Karibikinsel. Nach dem Tod des Diktators Leónides Trujillo kehrte sie nach Santo Domingo zurück und wurde Mitglied der linken Bewegung „14. Juni“. Diese stand an der Spitze des Widerstands gegen die US-Besetzung im April 1965, der mehrere Monate lang Teile der Innenstadt von Santo Domingo als „befreite Zone“ gegen Besatzer und dominikanische Militärvasallen verteidigte. Die Zersplitterung der Linken und die damit verbundenen parteipolitischen Hahnenkämpfe beantwortete sie mit einer Distanzierung von den traditionellen marxistisch und maoistisch orientierten Parteien und wandte sich dem Feminismus und seiner wissenschaftlichen Erforschung zu. Auch ihr ist es zu verdanken, dass der 25. November, der Tag der Ermordung der dominikanischen Regimegegnerinnen Patria, Minerva und Maria Teresa Mirabal im Jahre 1960, heute als „Internationaler Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ begangen wird. 1994 gelang es ihr, über alle Parteigrenzen hinweg, Frauen für einen „Plan für die gleichen Chancen von Frauen“ (PIOM) an einen Tisch zu bringen und damit gesetzlich verankerte soziale Rechte sowie im Bereich der reproduktiven Gesundheit durchzusetzen.

Im Jahr 2004 wurde bei der Mutter von zwei Töchtern und einem Sohn ein multiples Myelom diagnostiziert. Zwölf Jahre kämpfte sie gegen ihre Krebserkrankung. Am 29. März starb Magaly Pineda in Santo Domingo. 94 Zeichen lang war der Trauer-Tweet, den ihr Lebensgefährte „Fafa” Taveras verschickte: „Magaly Pineda, unermüdliche Kämpferin für die Rechte der Frau und der Demokratie ist gestorben.” Die Nachricht haben FreundInnen, GenossInnen und WeggefährtInnen seit Monaten gefürchtet, trotzdem erschütterte sie die linke, feministische Bewegung der Dominikanischen Republik.