Die Suche nach dem „schwarzen Gold“ im Oriente begann bereits Anfang der 1920er Jahre. Vor allem Shell suchte ab 1937 nach Erdöl im ecuadorianischen Amazonasgebiet und erhielt die Rechte zur Erdölprospektion auf einem Gebiet von 100 000 Quadratkilometern. Der dichte Regenwald und die große Tiefe der entdeckten Ölvorkommen, fehlende Infrastruktur, technischer Aufwand sowie der kriegerische Widerstand der zu dieser Zeit nicht friedlich kontaktierten und isoliert lebenden Waorani Indígenas waren jedoch so schwierige Rahmenbedingungen, dass Shell Ende der 1940er Jahre seine kostspieligen Operationen aufgab und den Oriente verließ. Schließlich interessierte sich das Konsortium Texaco-Gulf für die Region und setzte ab 1964 die Suche nach Öl fort. Nur drei Jahre später stieß das Konsortium auf große Erdölvorkommen nahe der Stadt Lago Agrio im nördlichen Oriente und begann sofort zahlreiche Förderanlagen zu errichten. Nachdem die erste transecuadorianische Erdölpipeline im Auftrag von Texaco-Gulf fertig gestellt war, konnte das geförderte Öl ab 1972 auf direktem Weg vom Amazonastiefland über die Anden an die Pazifikküste gepumpt und dort verschifft werden. Es folgte ein rasanter Anstieg der Erdölproduktion und im Verlauf der 1970er Jahre kam es zum Ölboom. Während Erdöl 1971 nur 0,6 Prozent vom Gesamtexport Ecuadors ausmachte, stieg der Ölexport bis 1974 sprunghaft auf 60 Prozent an und erreichte Anfang der 1980er Jahre sogar über 70 Prozent, wodurch die ecuadorianische Exportwirtschaft vollständig vom Erdöl abhängig wurde. Aktuell liegt die Erdölförderung bei einer Gesamtmenge um die 490 000 Barrel Rohöl pro Tag und Ecuador ist nach Venezuela und Mexiko der drittgrößte lateinamerikanische Erdölexporteur. Erdöl ist mit über 50 Prozent nach wie vor die wichtigste Exporteinnahmequelle des Landes und erbringt rund 30 Prozent des Staatsetats.
Seit dem Ölboom steht die Erölindustrie als wichtigster Devisenbringer und zentraler Antrieb der Modernisierung im Mittelpunkt der ecuadorianischen Politik. Die Erdölförderung erfolgte jedoch lange Zeit ohne Beachtung der oftmals negativen sozialen und ökologischen Auswirkungen. Bis in die 1990er Jahre gab es keine konkreten Umweltauflagen. Aufgrund zunehmender Kritik und internationalem Druck wurden schließlich zahlreiche Gesetze zum Schutz der Umwelt erlassen, Technik und Produktionsverfahren modernisiert und die Erdölförderung strikter reglementiert. Die Ölkonzerne müssen seitdem Umweltverträglichkeitsprüfungen durchführen, ökologische und soziale Programme vorweisen, internationale Standards einhalten und eine verantwortliche Umweltabteilung einrichten. Zunehmend wird ein Konzept von Nachhaltigkeit und alternativer Nutzungsmöglichkeiten der biologischen und kulturellen Vielfalt des Oriente berücksichtigt. Jedoch werden die gesetzlichen Umweltauflagen in der Praxis oftmals nicht eingehalten und es gibt nach wie vor kaum effektive Kontrollen durch staatliche Institutionen. Immer wieder mangelt es an Informationen und Transparenz im Vergabeprozess neuer Konzessionen und die betroffene Bevölkerung vor Ort wird häufig nicht einbezogen, nur unzureichend konsultiert und nicht ausreichend am Gewinn beteiligt. Genehmigung und Durchführung der Umweltverträglichkeitsprüfungen werden kaum oder oftmals nur unzulänglich kontrolliert. Konkrete Reparations- und Kompensationsleistungen im Falle von Ölunfällen und Umweltschäden sowie die sozialen Programme sind oft mangelhaft und es gibt keine effektiven Mechanismen zur Lösung der zahlreichen Konflikte und ökologischen Probleme.
Vor allem der Ölkonzern Texaco nahm keine Rücksicht auf die Auswirkungen seiner Aktivitäten, hielt sich nicht an internationale Standards und hinterließ nach 28 Jahren Ölförderung (1964-1992) ein ökologisches Desaster im Oriente. 30 000 betroffene Menschen, darunter Siedler und Angehörige der indigenen Völker der Secoyas, Quichuas, Cofán und Waorani, verklagen Texaco für die fatalen Folgen seiner Aktivitäten. Der Prozess wird bereits seit Jahren vor nationalen und internationalen Gerichtshöfen ausgefochten und bis heute wurden keine gewissenhaften Reparationsmaßnahmen durchgeführt und die lokale Bevölkerung hat bislang keinen gerechten Schadenersatz erhalten. Besonders die zahlreichen Ölunfälle, die sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte ereigneten, haben katastrophale Auswirkungen auf die Umwelt und Menschen im Oriente. Aufgrund von Unfällen an den Pipelines und Förderanlagen flossen bis heute bereits mehrere hunderttausend Barrel Rohöl in die Umwelt. Viele Arten der vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt sind als Folge der Umweltzerstörung schon ausgestorben und weitere Arten sind akut vom Aussterben bedroht, da viele von ihnen endemisch sind, d.h., sie kommen weltweit nur in dieser Region vor.
Die gesamte Bevölkerung im Oriente ist entweder direkt oder indirekt von den gesundheitlichen Auswirkungen der starken Umweltverschmutzung und zum Teil hochgradigen Wasserverseuchung betroffen. Weit verbreitete und häufige Folgen sind eine Zunahme von Hautirritationen, Augenkrankheiten, Kopf- und Halsschmerzen, Magen- und Verdauungsproblemen sowie Pilzkrankheiten. Das Risiko an Krebs zu erkranken ist wesentlich größer als in anderen Regionen Ecuadors und Frauen leiden vermehrt unter spontanen Fehlgeburten. Die Bevölkerung profitiert kaum von den enormen Gewinnen der Ölindustrie und der ecuadorianische Staat investiert nur einen sehr geringen Anteil seines Etats in Entwicklungs-, Bildungs- und Gesundheitsprogramme im Oriente. Trotz ihres Erdölreichtums gehören die Amazonasprovinzen nach wie vor mit zu den ärmsten Regionen Ecuadors.
Die ausgedehnten Regenwaldgebiete des Oriente sind der traditionelle Lebensraum von zehn indigenen Völkern (Quichua, Shuar, Achuar, Siona, Secoya, Cofán, Waorani, Záparo, Shiwiar und Andoa), die mittlerweile alle auf die eine oder andere Weise von der Erdölförderung betroffen und in entsprechende Umweltkonflikte, Auseinandersetzungen und Wandlungsprozesse eingebunden sind. Während die indigenen Völker im nördlichen Oriente vom Ölboom in den 1970er und 80er Jahren überrascht und zum Großteil von ihren Territorien vertrieben wurden, profitieren die indigenen Gruppen im zentralen und südlicheren Oriente gegenwärtig von neuen Reglementierungen, erweiterten Gesetzesauflagen und den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte. Sie haben sich politisch organisiert, fordern aktiv ihre kulturelle Selbstbestimmung, kollektiven Rechte und entsprechende Kompensationsleistungen von den Ölkonzernen ein oder leisten vehementen Widerstand gegen jegliche Erdölförderung in ihren traditionellen Stammesterritorien, wie beispielsweise die Quichua der Comunidad Sarayaku (siehe www.sarayacu.com).
Ende der 1990er Jahre geriet Ecuador in seine bislang schwerste Wirtschaftskrise, die 1999 zu landesweiten Streiks und einem totalen Zusammenbruch des Finanzsystems führte. Als Folge wurde die Nationalwährung des Sucre im Jahr 2000 gegen den US-Dollar eingetauscht und die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Ausland und den Devisen der Erdölindustrie verstärkte sich. Als neues Großprojekt der Erdölindustrie wurde im April 2000 der Bau einer zweiten transecuadorianischen Erdölpipeline beschlossen und bereits im Sommer 2001 begann das internationale OCP-Konsortium mit der Umsetzung, wobei die Kosten von etwa 1,4 Milliarden US-Dollar durch ein internationales Finanzkonsortium getragen wurde, an dessen Spitze die Westdeutsche Landesbank stand. Der Interessenkonflikt zwischen der Erdölindustrie und der Umweltbewegung verschärfte sich durch den Bau der neuen Pipeline. Betroffene AnwohnerInnen und eine breite Allianz nationaler und internationaler Akteure und Organisationen der Umwelt- und Menschenrechtsbewegung leisteten Widerstand gegen die Risiken und Auswirkungen der Pipeline und führten zum Teil spektakuläre Protestaktionen durch, die weltweites Aufsehen erregten und die Erdölproblematik verstärkt in die Öffentlichkeit trugen. Die OCP-Pipeline wurde jedoch Ende 2003 fertig gestellt und bereits in Betrieb genommen.
Allgemein leidet Ecuador an einer politischen Instabilität. Seit 1996 regierten allein acht Präsidenten das Land. Korruption, Veruntreuung und persönliche Bereicherungen sind nicht selten und führten in den letzten Jahren zu nationalen Verlusten in Millionenhöhe. Derweil wächst die Unzufriedenheit und immer mehr EcuadorianerInnen leben unter der Armutsgrenze. Die Konflikte im Oriente spitzen sich weiter zu und in den nördlichen Provinzen Sucumbíos und Orellana kam es zuletzt im August 2005 zu heftigen Demonstrationen der Bevölkerung, die unter den Folgen der Erdölförderung leidet. Die Proteste wurden mit repressiver Militärgewalt unterdrückt, wobei es zu Massenausschreitungen, Toten und Verletzten kam und der regionale Ausnahmezustand im nördlichen Oriente ausgerufen wurde.
In den letzten Jahren verstärkte sich der Widerstand der Umwelt- und Menschenrechtsbewegung, indigenen Organisationen und wissenschaftlichen Institutionen, die sich gegen die negativen Auswirkungen der Erdölförderung in Ecuador einsetzen. Als großer Erfolg galt zuletzt im Jahr 2005 der Protest gegen den staatlichen Ölkonzern Brasiliens Petrobras und dessen Großprojekt, eine neue Zugangsstraße in den unberührten Regenwald des Yasuni-Nationalparks zu bauen, um dort die Erdölförderung voranzutreiben. Aufgrund der vehementen nationalen und internationalen Kritiken konnte der bereits angefangene Straßenbau im letzten Moment doch noch gestoppt werden und Petrobras musste letztlich seine Arbeiten und Pläne aufgeben. Der „Fluch des schwarzen Goldes“ lastet jedoch nach wie vor auf der Amazonasregion und ganz Ecuador.