In Peru sind im Allgemeinen die municipalidades, also die Stadt- bzw. Bezirksverwaltungen, zuständig für die Müllentsorgung. Die Abfälle werden eingesammelt und auf Pick-Ups geladen und schließlich auf unterschiedliche Art und Weise beseitigt. Lima verfügt über mehrere Müllkippen, von denen allerdings nur fünf bis sechs kontrolliert werden und damit offiziell sind; davon haben wiederum nur zwei eine öffentliche Genehmigung. Eine dieser Müllkippen, der Relleno Sanitario Portillo Grande, liegt im Distrikt Lurín im Norden Limas und erstreckt sich über eine Fläche von 307 Hektar. Im Süden Limas befindet sich die andere autorisierte Müllkippe, El Zapallal, die 440 Hektar des Bezirks Carabayllo belegt. Für viele Gemeindeverwaltungen ist der Weg bis zu diesen autorisierten Mülldeponien allerdings zu weit, so dass sie sich ein Stück abgelegenes, ungenutztes Land suchen, wo sie die Abfälle abladen. Das ist zwar nicht legal, aber bis dagegen vorgegangen wird, ist es in den meisten Fällen sowieso zu spät, um die Verschmutzung zu verhindern.
In den ärmeren Vierteln der Hauptstadt oder auch im Hinterland Perus dienen oft das Meer oder die Flüsse als Müllschlucker. Das Abwasser wird sowieso einfach in die Gewässer geleitet. Die Lust am Baden vergeht schnell, wenn man einmal die riesigen Müllhalden in der Nähe und die gigantischen Abflussrohre in die Gewässer münden sieht. Besonders im Hinterland Perus wird alles in die Flüsse geschüttet, was wohl als einfachste Lösung angesehen wird. Die Tatsache, dass auf diese Weise ganze Flüsse kontaminiert werden, die für viele Bevölkerungsschichten zum Überleben notwendig sind und die nicht nur als Badewanne, sondern teilweise sogar als Trinkwasserquelle dienen, wird schnell verdrängt. Wer in der Nähe eines Bachs oder Flusses wohnt, entledigt sich dort selbst seiner Abfälle und schert sich nicht darum, dass das Gewässer neben dem eigenem Haus von Müll überquillt.
Wo die Arme der Gemeindeverwaltung nicht hingreifen, ist die Bevölkerung selbst verantwortlich für die Beseitigung des Mülls. In den meisten Fällen bieten sich Privatpersonen und/oder kleine Firmen an, um den Müll einzusammeln und aus den Augen der BewohnerInnen zu schaffen. Diese Arbeit wird natürlich wieder von den Ärmsten erledigt; so schiebt ein Señor aus Tingo María mit aller Kraft sein triciclo (Lastenfahrrad), beladen mit Mülltüten, den Berg hinauf, um es dann den municipalidades gleichzutun und sie in den Río Huallaga zu werfen. Wie viel ihm die Leute für diesen Dienst bezahlen? Eine propina, ein kleines Trinkgeld von 50 Céntimos (ca. 14 Euro-Cent) oder einem Sol. Eingesammelt hat er diesen Müll in Castillo, am anderen Ende der Kleinstadt, in denjenigen Straßen, um die sich die Stadt nicht kümmert.
Doch es gibt auch einen kleinen Hoffnungsschimmer. Seit Mai 2008 gibt es in Peru ein Umweltministerium (Minam), das zwar nur gegründet wurde, um den Bedingungen der USA für den Freihandelsvertrag (TLC) nachzukommen, aber immerhin ist es ein Schritt in Richtung Engagement für den Umweltschutz. Umweltminister Antonio Brack veranlasste 2008, dass die Verschmutzung der Flüsse durch Müll verboten wurde. Der Einfluss des Ministeriums ist jedoch beschränkt, da es bis jetzt nur zwei Büros gibt, in Lima und Cerro de Pasco. Um das neue Gesetz zum Umweltschutz auch wirklich umzusetzen, muss das Ministerium seinen Einfluss zunächst einmal ausbauen und auch im ganzen Land präsent sein, so dass die AnwohnerInnen vor Ort eine Anzeige gegen die betreffende Gemeinde erheben können.
Müllverbrennungsanlagen gibt es in Peru nicht, allerdings ziehen es bewusstere Einzelpersonen hin und wieder vor, ihren Müll auf der Straße zu verbrennen, um die Gewässer nicht noch weiter zu verschmutzen. Dass das nicht gerade eine gesündere Lösung ist, wissen sie, aber hier muss man sich eben für das kleinere Übel entscheiden. Generell ist das Interesse am eigenen Lebensraum jedoch gering, die Augen werden verschlossen, es fehlt an Aufklärung und an Bewusstsein. Plastikflaschen werden aus fahrenden Fahrzeugen geworfen, hinein in die schönste Natur; selbst in Naturparks oder archäologischen Stätten werden die Bonbonpapierchen und Verpackungen einfach liegengelassen. Beim täglichen Einkauf verbraucht jedeR KonsumentIn täglich geschätzte fünf Plastikbeutel; an einen Einkaufskorb oder eine Stofftasche denkt kaum jemand. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Hang zur Verschwendung zumindest auf diesem Gebiet bald verringert.