Eröffnet wurden die Bonner Romero-Tage am 14. März im Kulturzentrum Kult41 mit dem Spielfilm „Romero“. Bei Kaffee und Kuchen trafen sich am Nachmittag ca. 40 Leute. Neben dem Film war eine kleine Ausstellung zum Leben und Wirken Oscar Romeros mit Plakaten, Zitaten und Bildern zu sehen, die das Oscar-Romero-Pfarrzentrum Gersthofen (bei Augsburg) zur Verfügung gestellt hatte. Die Stellwände kamen auch bei den nachfolgenden Veranstaltungen zum Einsatz.
Am 18. März gab es im Oscar-Romero-Haus die Infoveranstaltung „El Salvador – Hoffnung auf den Wandel“. Die eingeladene Referentin Helene Kapolnek, die seit langem in der Solidaritätsarbeit mit El Salvador aktiv ist und das Land regelmäßig besucht, legte den Schwerpunkt auf die Entwicklung seit den Präsidentschaftswahlen von 2008, die Mauricio Funes als Kandidat der FMLN mit 51,7 Prozent der Stimmen gewonnen hatte. Dies wurde vor den Hintergrund des blutigen Bürgerkrieges zwischen 1979 und 1992 in El Salvador reflektiert. Aber auch der Kontext der Nachbarländer und ganz Lateinamerikas wurde angesprochen. Ausführlich wurde diskutiert, welche politischen Möglichkeiten die neue Regierung tatsächlich hat. In seiner Antrittsrede hatte Mauricio Funes eine Amtsführung im Geiste Oscar Romeros angekündigt. Doch die Spielräume seiner Regierung sind begrenzt: Die wirtschaftlichen Machtgruppen verteidigen ihre Privilegien hartnäckig und widersetzen sich allen Maßnahmen, die auf einen sozialen Ausgleich zielen.
Am Sonntag, 21.März, fand in der katholischen Pfarrkirche St. Marien ein Gottesdienst statt, der von der Gemeinde St. Marien, dem Förderkreis Oscar-Romero-Haus, der Gemeinde im Oscar-Romero-Haus und der Basisgemeinde Bonn vorbereitet worden war. Vor einer gut gefüllten Kirche stellten der Pfarrer der Gemeinde, Peter Adolf, und Michael Steiner vom Pfarrgemeinderat den regulären Sonntagsgottesdienst ganz ins Gedenken des lateinamerikanischen Bischofs und Märtyrers. Der inhaltliche Fokus lag auf der Bergpredigt des Neuen Testaments und einem Auszug aus einer Predigt, die Romero kurz vor seiner Ermordung zu diesem Bibeltext in San Salvador gehalten hatte. Dazu wurden vom Vorbereitungsteam Statements und Anfragen zum eigenen Verständnis von Christsein und zu der Frage formuliert, was aus dem Aufbruch des 2. Vatikanischen Konzils und der Theologie der Befreiung geworden ist. Als Christinnen und Christen sahen sich die InitiatorInnen herausgefordert, angesichts der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise über die zentralen befreiungstheologischen Inhalte neu nachzudenken, nämlich die „Option für die Armen und Ausgegrenzten“, die „strukturelle Sünde“, die „Utopie vom Reich Gottes“ und über „Basisgemeinden als lebendige Kernzellen der Kirche“. Einer der Schlusssätze lautete: „Wir brauchen kreative Beispiele, die ermutigen!“
Am 24. März, dem Todestag Oscar Romeros, gab es im Saal der Stiftspfarrei Bonn eine Doppelveranstaltung: Zunächst verlieh der „Förderkreis Oscar-Romero-Haus Bonn e.V.“ den Oscar-Romero-Preises 2010 an MediNetzBonn, eine Initiative, die seit mehr als sechs Jahren medizinische Hilfe für Flüchtlinge ohne Papiere organisiert (vgl. ila 334).
Danach folgte eine Diskussion zu „Befreiungstheologie und ‚Option für die Armen’ heute“. Als Referenten waren eingeladen Ludger Weckel (Institut für Theologie und Politik, Münster) und Stefan Silber (Theologe und Pastoralreferent, Würzburg). Moderiert wurde die Veranstaltung, zu der über 60 Leute gekommen waren, von Eva-Maria Antz vom Vorstand der Jugendakademie Walberberg. Sie fokussierte die Diskussion vor allem auf folgende Fragen: Was waren die Impulse, die von Oscar Romero für die Option für die Armen ausgingen? Wie hat sich die Theologie der Befreiung in Lateinamerika entwickelt? Was heißt das für unseren Kontext hier/in Europa, gesellschaftspolitisch, befreiungstheologisch? Gewinnt die Theologie der Befreiung angesichts der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise und der jüngsten politischen Entwicklungen in Lateinamerika wieder verstärkt Aktualität und Gewicht? Die Antworten machten u. a. deutlich, dass von Rom her nach wie vor nicht nur keine Unterstützung dieses Ansatzes zu erwarten ist, sondern weiterhin autoritäre Bevormundung und kirchenpolitische Machtsicherung betrieben wird. Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass Christinnen und Christen zahlreicher Initiativen und Gemeinden sich mit gleichgesinnten Menschen zusammentun und sich in schwierigen Situationen auf die Seite der Ausgegrenzten, Verfolgten und Diskriminierten stellen. Dass es auf das Beziehen eines solchen konkreten Standpunktes ankommt, war ein wichtiges Fazit der Veranstaltung.