Die Horte müssen im Viertel verankert sein

Könnt ihr erzählen, wie der Kinderhort Ana María Rübens entstanden ist?

Eva: Ende der 80er Jahre beschloss die Stadt Montevideo, in den ärmeren Vierteln Kinderhorte zu eröffnen, weil sie es wichtig fand, dass die Kinder dort schon ab zwei Jahren gefördert wurden. Man hatte nämlich gemerkt, dass die Kinder aus ärmeren Familien in der Schule gegenüber den Kindern aus wohlhabenderen Schichten meistens zurückblieben. Sie waren auch motorisch weniger geschickt als ihre AltersgenossInnen aus der Mittelschicht.

Wir hatten die Idee, uns in dieser Arbeit zu engagieren und einen Kinderhort nach Annemarie Rübens zu benennen. Sie hatte in den 30er Jahren in dem uruguayischen Dörfchen Colonia Valdense ein Ferienheim für Emigrantenkinder aus Europa gegründet, die vor den Nazis geflohen waren. Auch ich war regelmäßig dort zu Besuch. In den 70er Jahren, als in Uruguay eine brutale Militärdiktatur herrschte, belebte „Rübchen“, wie sie von ihren Freunden genannt wurde, dieses Projekt wieder und nahm dort nun die Kinder der politischen Gefangenen aus Uruguay auf. (siehe den Beitrag „Eine Zuflucht für die Kinder der Verfolgten“ in der ila 156)

Wir hatten uns zuerst einen Kinderhort in Nuevo París, einem nordwestlich gelegenen, sehr armen Stadtteil Montevideos, ausgeguckt. Aber das hat nicht geklappt, und so begannen wir in dem kurz vorher gegründeten Hort in unserem Viertel mitzuarbeiten. 1990 wurde Rübchen 90 Jahre alt und wir schlugen vor, dies als Anlass zu nehmen, den Kinderhort nach ihr zu benennen. Mit der Namensgebung wollten wir Annemarie Rübens ehren und gleichzeitig auch Geld bei denen sammeln, die früher bei ihr in Colonia Valdense waren oder sie aus anderen Zusammenhängen kannten.

Als du begonnen hast, dich in dem Kinderhort zu engagieren, waren dessen Räumlichkeiten eher ungeeignet?

Eva: Ja, er war in einem Schuppen und einem Nebenhaus untergebracht. Die Räume hatte die Bauarbeitergewerkschaft zur Verfügung gestellt. Der Hort hatte nur eine Tür und die lag direkt neben der Küche, in der mit Gas gekocht wurde, die Fenster waren vergittert. Das heißt, im Falle eines Brandes in der Küche hätte es ohne einen Notausgang zu einer Katastrophe kommen können. Dazu war es in den Räumen sehr dunkel und es gab nur einen ganz kleinen Patio (Innenhof) aus Beton, das war der einzige Ort, wo die Kinder draußen sein und spielen konnten.

Wie viele Kinder waren in diesem Hort?

Eva: Da waren etwa 50 bis 60 Kinder von zwei bis vier Jahren. Sie kamen in zwei Etappen, eine Gruppe vormittags, die andere nachmittags.

Inzwischen konnte der Kinderhort in ein wesentlich besser geeignetes Gebäude umziehen. Wie wurde das finanziert?

Eva: Wir haben immer gegenüber der Intendencia (der Stadtverwaltung – die Red.) vertreten, dass es so nicht weitergehen könne, dass wir ein anderes Gebäude brauchen. Dann hat die Intendencia einen Deal mit einem Bauunternehmen gemacht. Das wollte in Carrasco, dem reichen Viertel an der Küste, ein Haus bauen, das breiter und höher war, als es im Bebauungsplan vorgesehen war. Das heißt, der Bau hätte eigentlich nicht bewilligt werden dürfen. Die Stadt hat dem Unternehmer dann den Vorschlag gemacht, das Hausprojekt würde trotzdem bewilligt, wenn er unentgeltlich ein Gebäude für einen Kinderhort errichten würde.

So kamen wir zu dem neuen Gebäude. Den Entwurf hat ein Architekt von der Intendencia gemacht, die auch das Grundstück zur Verfügung gestellt hat. Die Arbeiter des Bauunternehmens haben den Hort gebaut. Und das haben sie mit sehr viel Liebe gemacht. Der Unternehmer hat teilweise besseres Material, zum Beispiel solidere Türen, zur Verfügung gestellt, als die Intendencia verlangt hatte. Es ist ein wirklich schöner Kindergarten geworden. Er hat vier Klassenräume, einen Gemeinschaftsraum, einen großen Patio. Dadurch konnte der Hort sein Angebot ausbauen, es gibt jetzt auch eine Krippe für Kinder ab sechs Monaten. Inzwischen sind es rund 100 Kinder, die in den Kinderhort gehen.

Ein Problem ist, dass das neue Gebäude noch ziemlich alleine da steht, drum herum ist Brachland. Dort sollen später eine Schule und ein Gymnasium gebaut werden. Im Moment steht da nur unser Kinderhort. Da Montevideo leider nicht mehr so sicher ist wie früher und es häufiger zu Überfällen kommt, ist das natürlich ein Problem. Tagsüber weniger, aber abends ist es gefährlich. Das heißt, man kann dort abends eigentlich nichts machen. Die Leute wollen nicht, dass dort abends Elternversammlungen stattfinden.

Wie sieht das Modell der Kinderhorte aus, was tut die Stadt und welchen Anteil übernehmen die BürgerInnen?

Eva: Die Stadt hat dieses Modell gefördert, damit sich die Zivilgesellschaft eines Viertels dafür interessiert, dass in ihrer Nachbarschaft ein Kinderhort eingerichtet wird. Das war eigentlich die Basis: Die Zivilgesellschaft sollte diese Kinderhorte verwalten. Damit ein Kinderhort entstehen konnte, musste sich im Viertel eine Kommission bilden, die den Hort verwaltet und das Personal betreut. Als das Programm begann, gab es noch keine Ausbildung für Erzieherinnen. Diese Kommission wählte geeignete Bewerberinnen aus, und die Stadt organisierte eine berufsbegleitende Ausbildung, das heißt, die Frauen arbeiteten im Kinderhort und nahmen regelmäßig an Aus- und Fortbildungskursen teil. Die Stadt bezahlt die Gehälter für ein oder zwei Lehrerinnen pro Kinderhort, für die Erzieherinnen, die Köchin und den Nachtwächter. Inzwischen gibt es eine Ausbildung zur Erzieherin. Heute werden nur noch ausgebildete Kräfte eingestellt, für die es aber weiterhin regelmäßig Fort- und Weiterbildungskurse gibt.

Wir hatten zum Beispiel am Anfang eine junge Frau als Erzieherin eingestellt, die eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin absolvierte. Sie war sehr engagiert. Neben der Arbeit mit den Kindern hat sie die Mütter organisiert. Unter ihrer Anleitung haben die Frauen eine Art Putzfrauengenossenschaft gegründet. Sie haben in einem großen Wohnkomplex saubergemacht und dadurch etwas dazuverdienen können. Die Frau hat auf diese Weise die Arbeit als Erzieherin und als Sozialarbeiterin zusammengebracht. Später ist sie leider ausgestiegen, weil sie nach Abschluss ihrer Ausbildung voll als Sozialarbeiterin tätig wurde.

Ernst: Dieser Hort ist einer von 18 Kindergärten, die ab 1990, seit die Frente Amplio (Linkes Parteienbündnis, die Red.) die Stadt Montevideo regiert, eröffnet wurden. Der Gedanke dieses Programms Nuestros Niños („Unsere Kinder“) war stets, dass die Stadt die Ernährung der Kinder finanziert – sie bekommen zwei Mahlzeiten am Tag – und die Gehälter bezahlt, dass die Horte aber nicht von der städtischen Bürokratie, sondern von einer Nachbarschaftskommission aus dem Viertel verwaltet werden.

Das heißt, in einem Barrio konnte nur dann ein Kinderhort eröffnet werden, wenn sich Leute fanden, die bereit waren, in der Kommission mitzuarbeiten und den Kinderhort zu verwalten?

Eva: Ja, wo sich keine Leute engagieren, gibt es keinen Hort. Das ist ein Problem, weil es nicht einfach ist, Leute zu finden, die diese Arbeit ehrenamtlich leisten. Das kann auch nicht jedeR, man braucht zum Beispiel gewisse Kenntnisse über Verwaltung und Buchführung. In dem Hort, wo wir aktiv sind, wurde die ganze Verwaltungsarbeit anfangs vor allem von einer Frau geleistet. Die hat das zwar gut gemacht, war aber nicht so gut im Aufschreiben und hat oft Sachen ohne Rechnung gemacht, weil es billiger war. Der Kinderhort war noch nicht an die Kanalisation angeschlossen, sondern hatte nur eine Sickergrube. Die musste immer geleert werden. Das wurde zwar gemacht und bezahlt, aber das lief unter der Hand, ohne die 23 Prozent Mehrwertsteuer, die in Uruguay entrichtet werden müssen. 

Die Ausgaben und die ganze Buchführung wurden natürlich von der Stadtverwaltung kontrolliert und dann gab es einen Riesenärger. Man warf ihr vor, es fehle Geld, weil es für viele Ausgaben keine Belege gab. Das Geld fehlte nicht wirklich und sie hatte erst recht nichts veruntreut, aber die Papiere waren nicht in Ordnung. Die Frau sah sich zu Unrecht angegriffen und hatte dann keine Lust mehr, die Arbeit weiterzumachen.

Ihr sagt, im Hort Ana María Rübens seien jetzt etwa 100 Kinder. Wenn man das auf die 18 Kindergärten hochrechnet, kommt man auf rund 1800 Kinder, die durch das Programm erreicht werden. In der Millionenstadt Montevideo gibt es aber weitaus mehr als 1800 Kinder im Vorschulalter. Was ist mit den anderen Kindern?

Eva: Neben den Kindergärten des städtischen Programms Nuestros Niños gibt es auch ein Kinderprogramm der nationalen Regierung, das nennt sich CAIF (Centros de Atención Integral a la Infancia y la Familia). Die unterhalten auch Kindergärten, aber das waren zunächst vor allem Orte, wo die Kinder abgestellt und beaufsichtigt wurden, wo es kaum Förderung und Vorschulerziehung gab. Die Leute, die dort arbeiteten, wurden auch sehr schlecht bezahlt, während die MitarbeiterInnen der von der Stadt geförderten Kindergärten in der Bezahlung den LehrerInnen an den Schulen angeglichen sind. Dafür wurde von ihnen aber eben auch mehr inhaltliche Arbeit verlangt, während bei den CAIF-Kindergärten Mädchen oder junge Frauen eingestellt wurden, um auf die Kinder aufzupassen.

Seit die Frente Amplio auch auf nationaler Ebene an der Regierung ist, wurde der Ansatz der CAIF erweitert. Heute verfolgen auch die CAIF-Einrichtungen eine stärker pädagogisch orientierte Arbeit. Die sind viel besser geworden, aber das braucht natürlich auch Zeit, weil die MitarbeiterInnen der CAIF entsprechend aus- und weitergebildet werden müssen.

Wie ist die Beteiligung der Eltern organisiert? Gibt es regelmäßig Elternabende, wählen die Eltern z.B. die Verwaltungskommission?

Eva: Das Programm hat am Anfang die Eltern in der Verwaltung explizit ausgeschlossen. Die Eltern sollten da nicht mitmachen, weil man dachte, die werden dann ihre Leute da reinsetzen und die verfügbaren Plätze – die weiterhin nicht ausreichen – an befreundete Mütter und Familien oder SpielkameradInnen der eigenen Kinder vergeben. Die Eltern sollten auch nichts mit den finanziellen Dingen zu tun haben. Inzwischen finden wir in den Kommissionen das nicht mehr richtig, und auch bei der Stadt sieht man das anders. Allerdings zeigt sich nun, dass es unheimlich schwer ist, die Eltern zur Mitarbeit zu mobilisieren. Manchmal kommen Eltern und helfen im Garten. Eigentlich sollen die Eltern auch saubermachen, das klappt aber auch nicht so richtig. Es sind immer dieselben, die putzen, die meisten kommen erst gar nicht. 

Inzwischen schickt das Centro Comunal (eine Art Bezirksamt, die Red.) das Team, das bei ihnen saubermacht, einmal in der Woche zum Kinderhort – das ist auch ein inoffizielles Arrangement, eigentlich sollte es anders laufen. Heute betrachten viele Eltern den Kinderhort nicht mehr als Projekt des Viertels, sondern als öffentliche Einrichtung, ähnlich wie eine Schule, und da sind die Eltern ja auch nicht für das Putzen verantwortlich. Es ist wirklich schwierig, die Eltern anzusprechen. Dazu trägt auch das Sicherheitsproblem bei, von dem ich eben schon gesprochen haben. Deshalb gibt es auch keine regelmäßigen Elternabende.

Seit die eben erwähnte Erzieherin, die mit den Müttern gearbeitet hat, nicht mehr da ist, zeigen die anderen Erzieherinnen und Lehrerinnen auch kein besonderes Engagement in der Elternarbeit. Eigentlich gehört das zu ihrer Arbeitsplatzbeschreibung, aber wenn sie den ganzen Tag mit den Kindern gearbeitet haben, sind sie erledigt, dann wollen sie nur noch nach Hause.

Ernst: Um die Einbindung der Eltern zu verbessern, haben wir vom Bertolt-Brecht-Haus[fn]Das Bertolt-Brecht-Haus war bis 1990 das Kulturinstitut der DDR in Uruguay. Da es als eingetragener Verein mit uruguayischen Mitgliedern organisiert war, entschieden diese – darunter auch Ernesto –, es als unabhängiges Kultur- und Bildungswerk weiterzuführen. Ein Schwerpunkt der heutigen Arbeit ist die Fort- und Weiterbildung sozialer AktivistInnen.[/fn] mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung ein Projekt durchgeführt. Eine Sozialarbeiterin wurde für sechs Monate eingestellt, um mit den Eltern und der unmittelbaren Umgebung, wie zum Beispiel den Jugendlichen aus der Nachbarschaft der Kinderhorte zu arbeiten, sie in bestimmte Projekte und die pädagogischen Ansätze einzubeziehen. Soweit ich das beurteilen kann, ist dies zeitweilig gelungen, aber als das Projekt ausgelaufen war, blieb nicht viel davon übrig. Das heißt, das ist eine Arbeit, die – gerade in den ärmeren Vierteln – qualifizierte Leute braucht. Die Erzieherinnen können diese Arbeit nicht „nebenher“ machen, zumal man mit den Eltern vor allem am Wochenende etwas machen könnte, wenn die Erzieherinnen frei haben.

Du sagtest gerade, dass die Eltern nicht in den Kommissionen tätig sind, die die Kinderhorte verwalten. Was sind das dann für Leute, die sich die viele und sicher manchmal auch nervenaufreibende Arbeit in der Kommission antun?

Eva: Bei uns sind wir in der Kommission offiziell sechs Leute. Zwei sind pensionierte Lehrerinnen, eine ist eine Psychologiestudentin, aber sie ist verheiratet und hat Kinder und arbeitet nebenbei noch, d. h. sie hat wenig Zeit. Dann sind da noch zwei Berufstätige, die nicht mehr im Barrio wohnen auch zeitlich sehr eingeschränkt sind. Und die sechste bin ich. Eigentlich kann man diese Arbeit kaum machen, wenn man voll berufstätig ist. (Im Oktober 2009 wurde eine neue Kommission gebildet, der nun auch drei Mütter von Kindern, die früher in der Kita waren, angehören sowie Nachbarn aus dem Barrio – die Red.) 

Die beiden ehemaligen Lehrerinnen schauen natürlich sehr genau hin, was richtig oder falsch gemacht wird und geben ihre Anweisungen – obwohl die Organisation des pädagogischen Programms eigentlich gar nicht zu den Aufgaben der Kommission gehört. Dafür gibt es eine Koordinationslehrerin, die jeweils verschiedene Horte betreut.

Die Erzieherinnen und Lehrerinnen im Hort sind ein Team, es gibt keine Hierarchie. Die Lehrerinnen verdienen zwar etwas mehr, sie folgern daraus aber nicht, dass sie über den Erzieherinnen stehen und ihnen Anweisungen geben. Die Angestellten betrachten uns von der Kommission als die Chefinnen, vor allem die pensionierten Lehrerinnen, die diese Rolle auch gerne annehmen.

Du hast erzählt, dass die Stadt die Gehälter und das Essen bezahlt, dass das Gebäude von dem Bauunternehmer finanziert wurde – wie werden die übrigen Ausgaben finanziert?

Eva: Die Ausgaben für Strom und Wasser übernimmt das Bezirksamt. Der Kinderhort selbst muss für Renovierungen und bauliche Ergänzungen aufkommen. So mussten wir Markisen an den Fenstern anbringen, weil es im Sommer in den Räumen viel zu heiß wurde, ebenso Fliegengitter. Wir müssen auch für das didaktische Material und die Spielsachen aufkommen, für die Einrichtungen der Klassenzimmer, einen neuen Kühlschrank für die Küche. Die Ausflüge müssen wir bezahlen, die Reinigungsmittel. Dann ein kleines Zusatzgehalt für den Wächter. Dafür, dass er nachts den Hort bewacht, wird er von der Stadt bezahlt, aber er passt nicht nur auf, sondern führt auch Hausmeisterarbeiten und kleinere Reparaturen durch. Dafür zahlt ihm der Hort etwas, weil das Wachpersonal sehr wenig verdient. Jetzt müssen wir einen Wassertank für das Dach anschaffen, weil der Wasserdruck im Sommer viel zu niedrig ist.

Wie bringt ihr dieses Geld auf?

Eva: Wir sammeln Spenden. In Deutschland sammeln wir bei Freunden und allen, die Annemarie Rübens kannten oder den Kinderhort unterstützen wollen. Das geht über ein Konto der Evangelischen Kirche in Köln. In den letzten Jahren hat Ernst auch die Hälfte der Honorare, die er für Lesungen und Vorträge bekommt, für den Kinderhort gegeben, die andere Hälfte ging ans Brecht-Haus. Aber dieses Jahr geht alles ans Brecht-Haus, weil es dem wirtschaftlich ganz schlecht geht.

Du sagtest, im Kinderhort seien Kinder bis zu vier Jahren. Was machen die Kinder zwischen vier und sechs Jahren?

Eva: Die gehen in die Vorschule des nationalen Grundschulprogramms.

Da gehen alle Kinder hin?

Ernst: Das lief in Etappen seit 2005, seit die Frente an der Regierung ist, jedes Jahr konnten mehr Kinder aufgenommen werden. Der Plan war, dass in diesem Jahr alle Kinder ab vier Jahren diese Vorschule besuchen können. Ich weiß aber nicht, ob das tatsächlich erreicht worden ist. Langfristig sollen sogar alle Kinder ab drei Jahren diese Vorschule besuchen.

Aber dafür braucht es mehr Räumlichkeiten und auch mehr LehrerInnen. Es gibt heute schon Lehrermangel in Uruguay. LehrerIn war früher ein sehr schlecht bezahlter Beruf, deshalb haben sehr wenig Leute auf Lehramt studiert. Heute werden sie besser bezahlt, aber nun müssen erst mal neue LehrerInnen ausgebildet werden.

Die Kinderhortprogramme der Stadt Montevideo und auch das CAIF-Programm der Nationalregierung erfassen vor allem Kinder aus den ärmeren Bevölkerungsschichten. Welche Einrichtungen besuchen die Kinder aus der Mittelschicht?

Eva: Die gehen in private Kindergärten. Die Kinder von Besserverdienenden werden in den öffentlichen Kindergärten gar nicht aufgenommen. Es gibt trotz aller Verbesserung nach wie vor noch nicht genügend Kinderhortplätze für alle Kinder unter vier Jahren. Auch im Kinderhort Ana María Rübens werden jedes Jahr mehr Kinder angemeldet, als aufgenommen werden können. Dann wird nach sozialen Kriterien entschieden, wer die verfügbaren Plätze am meisten braucht.