Bei meinen Interviews mit Menschen, die vor dem NS-Terror nach Lateinamerika geflohen waren, sprachen mehrere GesprächspartnerInnen irgendwann von ihren Büchern. Die einen berichteten, wie sie diese trotz aller Gefahren ins Exilland brachten. Andere beklagten, dass sie sie bei ihrer oft dramatischen Flucht durch mehrere Länder irgendwo zurücklassen mussten. Bücher waren für sie nicht einfach Lesestoff, sondern Sammlungen von Ideen, Gedanken und Texten, die ihre Entwicklung und letztlich ihre Identität (mit-)geprägt hatten und die sie deshalb im unsicheren neuen Leben jenseits des Atlantiks unbedingt dabeihaben wollten.
So ging es auch Werner Guttentag, der vor der Überfahrt nach Chile seine Bücher in den Niederlanden zurücklassen musste. Allerdings hatte er die Wahl: Entweder die Bücherkiste oder sein Fahrrad, nur eines durfte mit aufs Schiff. Er entschied sich für das Rad, das er tatsächlich heil bis nach Cochabamba in Bolivien brachte. Sein weiterer Lebensweg wurde dennoch durch Bücher bestimmt. Wie aus einem jüdischen Jugendlichen aus Breslau, der vor seiner Flucht kein Spanisch sprach und in seiner Naivität versucht hatte, sich wenigstens einige Worte Spanisch ausgerechnet durch die Lektüre Karl Mays anzueignen, der Vater des bolivianischen Verlagswesens und ein großer Förderer der bolivianischen Literatur wurde, erzählt der Schweizer Stefan Gurtner auf über 500 Seiten in seinem Buch „Guttentag“. Die Basis seiner Recherchen sind neben literarischen Quellen eine lange Serie von Interviews, die er mit dem im Dezember 2008 verstorbenen Werner Guttentag in dessen letzten Lebensjahren führte, sowie Gespräche mit Familienmitgliedern und WeggefährtInnen. (Siehe auch ein Lebenswege-Interview mit Werner Guttentag in ila 244)
Das erste, fast 140 Seiten lange Kapitel „Breslau“ beschäftigt sich mit Werner Guttentags Kindheit und Jugend. Er wurde 1920 als Sohn liberaler jüdischer Eltern geboren. Sein Vater war zunächst wohlhabender Mitinhaber eines Stoffgeschäfts, veramte im Zuge der Weltwirtschaftskrise aber zusehends. Werner besuchte ein angesehenes Gymnasium, was ihm aber wenig Spaß machte. Als 12-Jähriger trat er dem deutsch-jüdischen Jugendbund Kameraden bei, der sich im Mai 1932 aber in drei Fraktionen spaltete, eine zionistische, eine deutsch-nationale und eine sozialistische. Werner Guttentag schloss sich letzterer an, die sich fortan „Freie Deutsch-Jüdische Jugend“ (FDJJ) nannte. Da Guttentags dortige Kameraden seinen weiteren Lebensweg maßgeblich bestimmten, widmet ihnen Stefan Gurtner den größten Teil des Breslau-Kapitels und rekonstruiert damit die Geschichte einer außergewöhnlichen jüdischen Jugendgruppe, die sofort nach der Machtübernahme der Nazis im Januar 1933 begann, Widerstand gegen den braunen Terror zu leisten. Viele ihrer Mitglieder wurden deswegen verhaftet, zu Gefängnisstrafen verurteilt und nach deren Verbüßung in Konzentrationslagern gequält, andere konnten rechtzeitig in die nahegelegene Tschechoslowakei fliehen. Diejenigen, die 1934/35 wegen ihrer Widerstandsaktivitäten verhaftet wurden, hatten in gewisser Weise „Glück“, weil sie nach Gefängnis- und KZ-Haft noch frei kamen und Nazideutschland verlassen konnten. Die anderen, die nicht fliehen konnten oder festgenommen wurden, als der Völkermord an den Juden schon vorbereitet wurde, starben in den Vernichtungslagern.
Mehrere Aktivisten der FDJJ führte die Flucht vor dem NS-Terror nach Lateinamerika, wo sie ihren sozialistischen Überzeugungen treu blieben. Die ila war vor etlichen Jahren stolz, zwei von ihnen, Stefan Blass und Ernesto Kroch, als ständige Mitarbeiter gewinnen zu können. Beide berichteten bis zu ihrem Tod 1998 bzw. 2012 für die ila aus Brasilien bzw. Uruguay. Mit dem ebenfalls nach Brasilien geflohenen Heinz Ostrower, der nach Schweden emigrierten Eva Pollack, geb. Cohn, und mit Werner Guttentag selbst konnten wir in unserer Zeitschrift spannende Interviews veröffentlichen.
Auf der Basis der Tonbandaufnahmen mit den Erinnerungen Werner Guttentags, weiterer Interviews und Korrespondenz mit ZeitzeugInnen sowie den inzwischen erschienenen Veröffentlichungen über einzelne Mitglieder der FDJJ zeichnet Stefan Gurtner die Entwicklung der Gruppe und das Schicksal ihrer AktivistInnen zwischen 1932 bis 1938 nach, berichtet aber auch, was aus den KameradInnen später wurde und welche von ihnen von den Nazis ermordet wurden.
Als immer mehr seiner FreundInnen verhaftet wurden oder flohen, verließ auch Werner Guttentag 1938 Breslau – noch mit Büchern und Fahrrad – und kam über Luxemburg in die Niederlande. Dort fand er Aufnahme im Werkdorf Wieringermeer, wo jüdische Jugendliche für die Auswanderung nach Palästina vorbereitet wurden und eine Ausbildung machen konnten. Wie die anderen Mitglieder der FDJJ stand auch Werner Guttentag dem Zionismus kritisch gegenüber. Er wollte nicht nach Palästina, weil er nicht gegen die dort lebende arabische Bevölkerung kämpfen wollte. Als seine Eltern nach einigen Monaten im Werkdorf erschienen und ihm mitteilten, sie hätten für sich Visa für Bolivien bekommen und auch für ihn ein solches beantragt, war er deshalb hocherfreut. Wegen der Erledigung verschiedener Formalitäten konnte er seinen Eltern zwar erst nach einem knappen Jahr folgen, aber er kam – anders als Werner Jany, sein bester Freund aus der Breslauer Zeit – noch aus Holland heraus, bevor die nazideutsche Wehrmacht das Land besetzte und viele Flüchtlinge aus Deutschland dort in der Falle saßen. Seine Fluchtgeschichte wird im zweiten Hauptkapitel des Buches rekapituliert. Das dritte widmet sich seinen ersten Jahren in Bolivien. Im Vergleich zu anderen EmigrantInnen war er bei seiner Ankunft in den ersten Tagen des Jahres 1940 privilegiert, weil seine Eltern seit einem Jahr in Cochabamba lebten, dort bereits eine Wohnung und Arbeit gefunden hatten. Werner Guttentag, der in den Niederlanden eine Schlosserlehre begonnen hatte, versuchte sich zunächst als Goldschmied in der Werkstatt eines weiteren Emigranten. Danach arbeitete er einige Jahre als Bürokraft in der Minengesellschaft Mauricio Hochschilds. Der Bergbauingenieur jüdischer Abstammung war Anfang der 20er-Jahre nach Bolivien gekommen und zu einem der drei größten Minenunternehmer des Landes aufgestiegen. Viele jüdische EmigrantInnen fanden Arbeit in seinen Unternehmen.
Für Werner Guttentag war das allerdings ein nicht sonderlich geliebter Brotberuf. Sein Traum war die Eröffnung einer Buchhandlung in Cochabamba, den er sich 1945 mit Unterstützung einer wohlhabenden Emigrantin und seiner Eltern erfüllen konnte. Entgegen allen Unkenrufen, als Buchhändler hätte er in Bolivien keine Perspektive – schließlich könnten rund 90 Prozent der Bevölkerung nicht lesen und auch die Gebildeten seien literarisch nicht besonders interessiert – konnte er sich behaupten und seine Buchhandlung im Laufe der Jahre in anderen Räumlichkeiten vergrößern, später sogar Filialen in La Paz und Santa Cruz eröffnen. Der Buchladen in Cochabamba zog schnell nicht nur die EmigranInnen an, sondern auch die intellektuelle Elite der Stadt, zu der Werner Guttentag bald auch selbst gehören sollte.
Die Bücher bezog er überwiegend aus Argentinien, in Bolivien gab es keine festen Verlage, lediglich einzelne betuchtere AutorInnen veröffentlichten ihre Texte im Selbstverlag. Dass dadurch kaum Bücher einheimischer AutorInnen verfügbar waren und es auch kaum Literatur über Geschichte, Geographie und Kultur des Landes gab, empfand Werner Guttentag als großes Defizit. Als ihn der Schriftsteller Jesús Lara – der heute als wichtigster bolivianischer Autor des zwanzigsten Jahrhunderts gilt – 1950 bat, seinen Roman Surimi zu veröffentlichen, zögerte er zunächst, weil er als Verleger keinerlei Erfahrung hatte. Doch schließlich willigte er ein und gab damit den Startschuss für die Gründung des ersten bedeutenden bolivianischen Verlags, der ebenso wie seine Buchhandlung den Namen Los amigos del libro (Die Freunde des Buches) trug. In den folgenden fünf Jahrzehnten veröffentlichte der Verlag rund 1200 (!) Titel, neben Romanen und Erzählungen fast aller wichtiger bolivianischer AutorInnen in der Reihe Enciclopedia Boliviana auch viele landeskundliche Sachbücher. Dazu gehörten Titel über Geographie und Natur Boliviens, seine kulturellen Traditionen, seine Küche und seine Geschichte, darunter die vierbändige Geschichte der bolivianischen Arbeiterbewegung aus der Feder Guillermo Loras, des bedeutendsten marxistischen Intellektuellen des Landes.
Die wichtigste Publikationsreihe des Verlags war für Werner Guttentag, wie für viele BolivianerInnen, die 1962 erstmals erschienene Bibliografía Boliviana (ab 1975 Bio-Bibliografía Boliviana). Bis 2002 erschien jährlich ein Band, der alle Buchtitel aufführte, die im gleichen Jahr in Bolivien veröffentlicht wurden, und dazu Kurzbiographien der AutorInnen enthielt. Wie schon mit der Gründung seines Verlags ging es Werner Guttentag darum, den BolivianerInnen und der ganzen Welt zu zeigen, was in Bolivien intellektuell geleistet und produziert wurde. Das erforderte einen enormen Rechercheaufwand und war natürlich ein Zuschussgeschäft, weil es für das Projekt nie staatliche Zuschüsse gab und auch die Universitäts- und öffentlichen Bibliotheken die Bibliographie nur haben wollten, wenn sie sie kostenlos bekamen.
Wie der erwähnte Guillermo Lora gehörten viele AutorInnen von Los Amigos del Libro nicht nur zur intellektuellen Elite Boliviens, sondern waren auch wichtige Köpfe der bolivianischen Linken. Einige kamen vom linken Flügel der Nationalrevolutionären Bewegung MNR, der Trägerin der Revolution von 1952. Jesús Lara war Mitglied der Leitung der Kommunistischen Partei Boliviens (PCB), Marcelo Quiroga Santa Cruz führte eine marxistische Sozialistische Partei, die PS-1, Guillermo Lora stand an der Spitzte der trotzkistischen Revolutionären Arbeiterpartei (POR). Als es ab 1964 in Bolivien zu einer fast 18-jährigen Abfolge von Militärdiktaturen kam, gerieten viele der AutorInnen unter Druck, mussten ins Exil gehen, wurde inhaftiert oder gar getötet, wie Marcelo Quiroga Santa Cruz, der bei dem besonders blutigen Militärputsch 1980 ermordet wurde.
Jesús Lara war 1971 vorübergehend inhaftiert worden, weil ihm vorgeworfen wurde, die Guerillagruppe ELN zu unterstützen, die nach dem Tod Ernesto „Che“ Guevaras von Laras Schwiegersohn „Inti“ Peredo reorganisiert und geführt wurde. In diesem Zusammenhang geriet auch Werner Guttentag ins Visier der Repression. Nachdem „Inti“ Peredo 1971 vom Militär erschossen worden war, schrieb Jesús Lara dessen Geschichte auf. Das Buch mit dem Titel Guerillero Inti sollte in Guttentags Verlag Los amigos del libro erscheinen. Dies versuchte die gerade an die Macht gekommene Diktatur des deutschstämmigen Diktators Hugo Banzer mit allen Mitteln zu verhindern. Paramilitärs drangen in die Druckerei und die Buchhandlung ein, beschlagnahmten fast 3000 Bücher und verbrannten sie. Nur wenige Exemplare, die Angestellte vorher in Sicherheit gebracht hatten, entgingen den Flammen. Auch Werner Guttentag wurde kurzzeitig festgenommen, weil einige Schergen der Diktatur aus den Honoraren, die er als Verleger dem Autor Jesús Lara gezahlt hatte, eine Finanzierung der Guerilla konstruieren wollten.
Werner Guttentags Buchhandlung war nicht nur Anlaufpunkt für linke Intellektuelle. Eines Tages in den 60er-Jahren erschien dort ein eloquent auftretender Deutscher, der sich als Klaus Altmann vorstellte und einige Bücher kaufte. Wenig später hörte Werner Guttentag von einem Mitglied der jüdischen Gemeinde, dass dieser Klaus Altmann in Wirklichkeit Klaus Barbie sei, der berüchtigte Gestapo-Chef von Lyon. Außerdem erfuhr er, dass Barbie in Amsterdam persönlich an der Verhaftung und Deportation seines Breslauer Freundes Werner Jany beteiligt gewesen war.
In Bolivien hatte Barbie ein neues Betätigungsfeld gefunden. Er diente mehreren Militärdiktaturen nach 1964 als Berater in „Sicherheitsfragen“, das heißt, er organisierte erneut Verfolgung, Folter und Ermordung Oppositioneller und stellte paramilitärische Gruppen auf. Lange Zeit schien er deshalb unantastbar. Doch sowohl in Europa als auch in Bolivien beschäftigten sich Menschen damit, wie Barbie vor Gericht gestellt werden könnte. Dazu gehörten Serge und Beate Klarsfeld, der Autor und Ex-Guerillero Régis Debray in Frankreich sowie die Guerillera Monika Ertl und der Journalist Gustavo Sánchez in Bolivien. Mit letzterem war Werner Guttentag befreundet. 1972 scheiterte ein Versuch Debrays, Ertls (deren Rolle Stefan Gurtner leider verschweigt) und Sanchez’, Barbie in Bolivien zu entführen und außer Landes zu bringen. Elf Jahre später war das Duo Debray/Sánchez[fn]Die deutsch-bolivianische Guerillera Monika Ertl wurde 1973 von einer Armeeeinheit erschossen. Nach Ansicht von Régis Debray war sie in eine von Klaus Barbie organisierte Falle geraten.[/fn] erfolgreicher – weil es inzwischen ganz andere Möglichkeiten hatte: Der Kommunist Sánchez war 1983 Innenminister der bolivianischen Mitte-Links-Regierung unter Hernan Siles Zuazo und Debray Berater des französischen Präsidenten Francois Mitterand. Weil er trotz seines Amtes in Bezug auf Barbie kaum jemand in Polizei und Militär trauen konnte, holte Sánchez Barbie persönlich aus dem Abschiebegefängnis und brachte ihn zum Flughafen von La Paz/El Alto, von wo ihn eine bolivianische Militärmaschine nach Franz. Guyana brachte. Dort wartete ein von Régis Debray organisiertes französisches Flugzeug, mit dem Barbie nach Paris geflogen wurde. In Frankreich wurde er vor Gericht gestellt und zu lebenslanger Haft verurteilt.
Die hier erwähnten Beispiele zeigen, dass Stefan Gurtners Buch in der Darstellung des Wirkens Guttentags in Bolivien nicht nur über die Biographie einer Persönlichkeit berichtet, sondern auch zentrale Perioden der deutschen und bolivianischen Geschichte und insbesondere die Rolle, die Linke darin spielten, veranschaulicht. Dies macht das Buch ungeheuer spannend und aufschlussreich auch für jene, die zunächst mit dem Namen Werner Guttentag wenig anfangen können.
Gewisse Probleme hatte ich indessen mit Vorgehen und Methode des Autors bei der Niederschrift des Buches. Das Buch ist sehr gut recherchiert, alle wichtigen Aussagen sind sauber belegt. Der Autor verließ sich nicht allein auf die Erinnerungen Guttentags, sondern prüfte dessen Aussagen durch weitere Interviews und in der Literatur nach. Allerdings gab er sich damit nicht zufrieden, die gesicherten Fakten darzustellen. Im Vorwort schreibt er: „Immer dann, wenn z.B. in den Tonbandaufnahmen oder in den erwähnten Texten keine Zeitangaben zu finden waren, musste ich ‚Brücken’ bauen. Das heißt, ich musste mir vorstellen, wie es hätte gewesen sein können. Im gesamten Text, auch in den Passagen, in denen Guttentag selbst spricht, wurde außerdem die Methode der ‚Mikro-Fiktion’ angewendet, das heißt sich die Freiheit zu nehmen, ‚die Figuren so zu zeigen und sprechen zu lassen, wie sie nach der dokumentarischen Arbeit für den Autor Gestalt annehmen’ und was aus ihnen ‚plastische, fühlende und zweifelnde Menschen’ werden lässt, wie der Schweizer Journalist und Literaturkritiker Alexander Sury im Zürcher Tagesanzeiger schreibt.“ (S. 11)
Zweifellos machen die erfundenen Dialoge das Buch lebendig. Die meisten werden auch ungefähr so gelaufen sein, die daraus folgenden persönlichen und politischen Entscheidungen Guttentags und der anderen handelnden Personen sind ja historisch verbürgt. Aber mein Problem ist das „ungefähr“. So kann ich mir etwa nicht vorstellen, dass Ernesto Kroch, den ich sehr gekannt habe, in der Gruppe in Breslau so gesprochen hat, wie er das in dem Buch tut.
Ich habe „Guttentag“ sehr gerne gelesen, aber es hätte mir noch besser gefallen, wenn Stefan Gurtner auf die Methode der „Mikro-Fiktion“ verzichtet hätte. Indessen werden auch in historischen Büchern und TV-Dokumentationen zu meinem Leidwesen die erfundenen und nachgestellten Dialoge immer beliebter. Offensichtlich gehen die MacherInnen davon aus, dass dies den LeserInnen bzw. ZuschauerInnen erleichtert, sich historische Situationen vorzustellen.
Trotz der Einwände im Hinblick auf die „Mikro-Fiktion“ halte ich „Guttentag“ für ein enorm wichtiges und wertvolles Buch. Dem kleinen libertär-anarchistischen Verlag Edition AV ist zu danken, dass er das Projekt realisiert hat. Sicherlich ein großes Wagnis, denn die Zahl der Menschen, die sich für den Lebensweg eines deutsch-jüdischen Buchhändlers und Verlegers in Bolivien interessieren, dürfte hierzulande überschaubar sein. Aber wie oben dargestellt, ist das Buch mehr als eine Romanbiografie Werner Guttentags, weil es wichtige Kapitel jüdischer und linker Geschichte in Deutschland und Bolivien engagiert bearbeitet und darstellt.
Stefan Gurtner: Guttentag. Das Leben des jüdischen Verlegers Werner Guttentag zwischen Deutschland und Bolivien, Verlag Edition AV, Lich/Hessen 2012, 542 Seiten, 24,50 Euro