Paraguay war das südamerikanische Land, das am längsten von einer Militärdiktatur beherrscht wurde. Zwischen 1954 und 1989 regierte dort der deutschstämmige General Alfredo Stroessner. In dieser Zeit erlitten die oppositionellen Kräfte all das, für das die Diktaturen des Subkontinents berüchtigt waren: Folter, politische Gefangenschaft, gewaltsames Verschwindenlassen, extralegale Hinrichtungen, erzwungenes Exil.

Während sich zu Ländern wie Argentinien, Brasilien und vor allem Chile breite Solidaritätsbewegungen bildeten, engagierten sich zu Paraguay nur sehr wenige Menschen. Dass das, was dort geschah, hier überhaupt ansatzweise zur Kenntnis genommen wurde, war der kleinen, aber regen Paraguay-Arbeitsgemeinschaft (PAG) zu verdanken. Die PAG war ein Netzwerk von Deutschen und Paraguayer*innen, dessen Herz und Kopf Helmut Hackfort war. Die im Wesentlichen von ihm 1979 erstellte 120-seitige Broschüre „Paraguay – Analysen zur Lage einer Nation“ galt in den gesamten achtziger Jahren als Basislektüre für die, die sich kritisch über das Land informieren wollten.

Helmut und seine Frau Hille hatten einige Jahre in Paraguay in der Entwicklungshilfe gearbeitet und nach ihrer Rückkehr nach Deutschland einen großen Teil ihrer Freizeit und auch ihrer Einkünfte aufgewendet, um sich für die Verteidigung der Menschenrechte und die Unterstützung der sozialen Bewegungen in dem südamerikanischen Land einzusetzen.

Die PAG und Helmut als Redakteur gaben mehr als 30 Jahre den Paraguay-Rundbrief heraus, zunächst als kleine gedruckte Zeitschrift, zuletzt als elektronischen Newsletter. Darin dokumentierten sie regelmäßig die Menschenrechtsverletzungen in Paraguay und berichteten über die Aktivitäten des Widerstandes, vor allem der kleinbäuerlichen Bewegungen. Neben der eigenen Zeitschrift versorgte Helmut auch andere linke Publikationen regelmäßig mit Informationen und Texten. Die Paraguay-Berichterstattung der ila wurde über mehr als zwei Jahrzehnte vor allem von ihm getragen. Nachdem er lange überwiegend schlechte Nachrichten weiterzugeben hatte, berichtet er in einem seiner letzten ila-Artikel im März 2007 verhalten optimistisch über die sich formierende linke Alternative mit ihrem Präsidentschaftskandidaten Fernando Lugo (vgl. ila 303). Der wurde 2008 tatsächlich gewählt, aber im Juni 2012 als erster der linken Präsidenten Lateinamerikas durch einen parlamentarischen Putsch aus dem Amt gedrängt.

Helmut hat uns in der ila auch immer wieder mit paraguayischen Gästen besucht, die uns über die Lage in ihrem Land berichteten und uns spannende Interviews gaben. Er selbst war kein Freund großer Worte und stellte sich nie in den Vordergrund. Ihm ging es immer um die Sache, und das war die Solidarität mit den Menschen in Paraguay, vor allem denjenigen, die gegen Vertreibung, Großgrundbesitzer und die Agrarmafia kämpften, um sich und ihren Leuten ein Leben in Würde zu ermöglichen.

In den letzten zehn Jahren ging es Helmut gesundheitlich schlecht. Ein Schlaganfall hatte ihn eingeschränkt, sodass ihm die Solidaritätsarbeit und das Schreiben schwerer fielen. Weil sich keine jüngeren Leute fanden, die das Projekt weiterführten, entschieden Helmut und seine Mitstreiter*innen im April 2015, die PAG aufzulösen.

Helmut starb am 22. Februar 2018 im Alter von 78 Jahren.