Mit der Unterzeichnung der Enteignung habt ihr nun endlich die Möglichkeit, Kredite zu bekommen. Fordert ihr auch Subventionen?
Der Rechtsweg ist abgeschlossen und die Enteignung damit rechtskräftig. Über das „Eigentum“ gibt es jetzt keine Diskussion mehr, es bleibt endgültig in Arbeiterhand. Das ist für uns ein großer Schritt nach vorn, auch wenn nicht unser Projektvorschlag angenommen wurde, sondern ein Entwurf der Provinzregierung. Wir hatten vorgeschlagen, dass der Staat für die technologische Erneuerung, die Investitionen und die Löhne aufkommt und dass die Fabrik für öffentliche Bauvorhaben produzieren soll, für die Tausende von Wohnungen, die fehlen. Da das Regierungsprojekt nur die Enteignung vorsieht, müssen wir ihnen jetzt klarmachen, dass die Maschinerie erneuert werden muss, um die Arbeitsplätze zu erhalten und die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Bislang haben wir von der Regierung noch keinerlei Zusage bekommen. Der Kampf steht noch an, ob wir weiche Kredite bekommen oder die Regierung die Bedingungen herstellt, dass wir weiter arbeiten können. Diese Fabrik wurde von ihren Besitzern jahrelang vernachlässigt, in den zehn Jahren der Selbstverwaltung haben wir keinen einzigen Kredit für die Instandhaltung oder Erneuerung des Maschinenparks bekommen.
Wie sieht es ökonomisch aus? Wie hoch ist euer Lohn im Vergleich zu anderen Betrieben?
Die ökonomische Situation unserer Selbstverwaltung ist schwierig. Wir schwimmen gegen den Strom. In einer kapitalistischen Welt in der Krise, mit Entlassungen und mörderischer Konkurrenz haben wir es geschafft zu überleben – dank unseres Kampfes, sowohl in der Fabrik, wo wir Tag für Tag darum ringen müssen, dass die Produktion weiterläuft, als auch auf der Straße, wo wir von der Regierung fordern, dass sie unsere Produkte kauft, und wo wir gelegentlich kleine Subventionen durchsetzen konnten.
Unsere Löhne konnten wir auf dem Niveau des landesweiten Tarifvertrags der Branche halten, aber das ist unterhalb von dem, was wir wollen. Wir haben einen solchen Kampf nicht geführt, um dann zuzusehen, wie wir nach und nach unsere Rechte einbüßen. Wir verdienen zum Beispiel heute weniger als unsere KollegInnen in der Fabrik Cerámica Neuquén, aber uns ist bewusst, dass dieser kapitalistische Betrieb von der Regierung ständig Hilfen und Subventionen bekommen hat, die uns stets verweigert wurden.
Der Erfolg eurer Liste bei den Gewerkschaftswahlen war ein Zeichen, dass trotz allem die Solidarität bei Zanon weiterhin groß geschrieben wird. Wie ist die Stimmung in der Fabrik heute?
Dass unsere Liste mehr als 70 Prozent der Stimmen bekommen hat, bei einer Wahlbeteiligung von 92 Prozent, war ein starker Beweis dafür, dass die Basis den wichtigsten Punkt unseres Kampfs unterstützt, die Klassensolidarität. Den Korporatismus und die Absicht, aus diesem Projekt eine der üblichen Kooperativen zu machen, die nur kaufen und verkaufen und sich brav in die kapitalistische Konkurrenz einfügen, konnten wir zurückweisen. Mit ihren Stimmen haben die ArbeiterInnen mit großer Mehrheit den ganzen Kampf und die Erfahrung dieser Jahre bestätigt. Wir spüren neue Verantwortung, weiterzumachen. Nach den Wahlen und mit Beginn des neuen Jahres weht ein frischer Wind bei Zanon. Die Stimmung ist gut.
Beteiligen sich die Compañer@s von Zanon an anderen Kämpfen in Neuquén?
An allen. Zanon, unsere Gewerkschaft und jetzt auch unser „Arbeitersitz“ im Parlament sind weiterhin an allen Kämpfen in Neuquén beteiligt und auch in anderen Landesteilen: gegen die Ermordung von Jugendlichen in unseren Barrios, gegen die Kriminalisierung der Kämpfe, für die Solidarität mit den Mapuche oder den Arbeiterinnen der Fabrik Textil Neuquén, um nur einige zu nennen. Denn das ist der andere wichtige Punkt: Wir sind weiterhin eine Gewerkschaft und eine Fabrik von kämpfenden AktivistInnen.