Grüne Beute

Der Kampagne gegen Biopiraterie der Bundeskoordination Internationalismus (Buko) ist so etwas wie die Quadratur des Kreises gelungen. Sie legt mit „Grüne Beute“ ein Buch vor, das einen sehr leicht lesbaren, für nicht Vorinformierte verständlichen und umfassenden Überblick über das komplexe Gebiet des Umgangs mit der Natur und ihrer In-Wert-Setzung gibt und das dabei nicht auf den notwendigen parteiischen Standpunkt verzichtet.

Natur ist erst einmal lebendige Vielfalt, derer sich die Menschen immer schon bedient haben, die aber erst seit kurzer Zeit ausschließlich auf den Menschen hin definiert und zugerichtet wird. Erst dadurch wird aus „etwas eigenständig Existierende(m) und an sich Wertvolle(m)“ (S.17) eine „genetische Ressource“. Wer diese Schwierigkeit wahrnimmt und thematisiert, für den ist „die Auseinandersetzung mit dem Thema Biopiraterie also sehr eng mit der Kritik des kapitalistischen Gesellschaftssystems und der Suche nach Alternativen verbunden“ (S.13).

Auf 160 Seiten werden im Folgenden alle wichtigen Aspekte des Themas vorgestellt. Begriffsdefinition und Beispiele erläutern, was die AutorInnen unter „Biopiraterie“ verstehen. Sie stellen die existierenden internationalen Regelwerke vor und diskutieren ihre Überschneidungen, Widersprüchlichkeiten und dahinter stehenden Interessen. Sie zeigen den potenziellen Konflikt zwischen sozialen Anliegen und Naturschutz ohne Menschen ebenso wie unterschiedliche Politikansätze in den Bewegungen des Nordens und des Südens. Sie zeigen Erfolge und Probleme und erliegen nie der Gefahr einzelne Beispiele absolut zu setzen.

Sie stellen einzelne Akteure des Widerstandes vor und berichten in solidarischer Weise über deren unterschiedliche politische Vorstellungen und Praxis. Dabei versäumen sie es nicht, auf eine besondere Widerspruchslinie hinzuweisen, die in hiesigen Debatten manchmal unerwähnt bleibt und manchmal als „Frauenförderung“ verniedlicht wird. „Dass das Geschlechterverhältnis die Art und Weise durchzieht, wie Menschen Natur nutzen und wahrnehmen“, ist ihnen kein Anlass, „’traditionelle’ Geschlechterverhältnisse zu verklären oder zu verteidigen“. Vielmehr begreifen sie diese als Machtfragen, die in „geschlechtsspezifische(r) Arbeitsteilung und unterschiedliche(r) Gestaltungsmacht von Männern und Frauen“ sichtbar werden. (S.117) Adressen, Lesetipps und nicht zuletzt der Verweis auf weitergehende gesellschaftspolitische Debatten etwa über technologische Kontrolle oder geistiges Eigentum an Software runden das Buch ab.  

Buko-Kampagne gegen Biopiraterie: Grüne Beute – Biopiraterie und Widerstand. Argumente, Hintergründe und Aktionen, Trotzdem Verlagsgenossenschaft, Grafenau/Frankfurt 2005, 160 Seiten, 12,00 Euro