Endlich nach all den Jahren des Exils, dem neuen Leben in Mexiko und ihrem Tod finden die Erzählungen und Stücke von Brigitte Alexander ihren Weg nach Deutschland. Dort, genauer in Stuttgart, wurde die Autorin, Schauspielerin, Regisseurin und Übersetzerin 1911 geboren. Zu verdanken ist die Veröffentlichung dem Engagement der Herausgeberin Ulrike Schätte, den Übersetzern Theo Bruns, Renata von Hanffstengel und Andrea Sevilla von Hanffstengel sowie dem Verleger Dr. Wolfgang Weist.
Viele Erzählungen Brigitte Alexanders tragen autobiographische Züge: eine Fremde zwischen Paris und Mexiko, der Verlust des geliebten Mannes, finanzielle Not, das Altern. Andere beschreiben den Alltag in Mexiko, die Armut und den Rassismus gegenüber der indianischen Bevölkerung. Ihr Stil ist schnörkellos, schlicht, von natürlicher Eleganz.
Fragment geblieben ist der berührende Monolog „Rückkehr“, der zugleich als Titel auf dem Buch erscheint. Es ist ein Zwiegespräch mit ihrem toten Mann. An ihn richtet sie ihre Fragen: „…was machen wir hier, du tot und ich nur halb lebendig in diesem Land, wo wir nicht geboren wurden?“ Aber nach Deutschland zurück will sie nun auch nicht mehr, denn sie gehört nirgendwohin. Sie ist Jüdin und die sind von „nirgendwo her, immer auf der Schwelle eines Landes, aus dem sie uns jedes Jahrhundert oder halbes Jahrhundert rauswerfen…“
„Rückkehr“ und die anderen Texte erzählen von „vergangenen Dingen“. Sie formen klare Splitterbilder des Gestern und dringen schmerzhaft in unser Heute ein.
In einem umfangreichen Nachwort berichtet die Herausgeberin, Ulrike Schätte, über den Lebensweg Brigitte Alexanders. Einfühlsam schildert sie die Begegnungen mit der über 80-Jährigen, die trotz gesundheitlicher Probleme noch zu Theaterproben erscheint und sich in keiner Weise einschränken möchte. Sie beschreibt das künstlerische und gesellschaftliche Wirken dieser mutigen, schönen Frau, die 22jährig vor den Nazis ins Ausland floh und die Härten, die ihr das Exil auferlegte. In einem Exkurs geht Ulrike Schätte auf die Situation im Mexiko der 40er Jahre ein, das für viele Emigranten zu einer wichtigen Station in ihrem Leben wurde. Brigitte Alexander erlebte dieses Land als Ort des Neubeginns aber auch der Einsamkeit.
Brigitte Alexander: Rückkehr, Erzählungen und Stücke aus dem Exil, hrsg. von Ulrike Schätte, trafo-Verlag, Berlin, 2005. ISBN 3-89626-522-9. 18,80 Euro Bestellungen: trafoberlin@gmx.de