Wie kamen Sie nach Südamerika?
Nach Südamerika kam ich als Auswanderer. Ich war von der Ausbildung her Jurist und habe bei einem Rechtsanwalt in Wien gearbeitet, der im Jahr ‘38 zusperren musste aus rassischen Gründen. Aus den gleichen Gründen konnte auch ich meine Karriere nicht weiter verfolgen. Ich half dann bei einem Onkel, der in Wien eine große Häuserverwaltung hatte, in der Buchhaltung aus. Aber auch er musste liquidieren und hatte schon einen kommissarischen Verwalter dort sitzen, einen SS-Mann. Unter den Häusern, die mein Onkel verwaltete, war eines, das einem reichen Norweger gehörte. Dieser Mann kam nach Wien, um zu sehen, wer jetzt sein Haus verwalten würde. Das war ganz kurz nach der Reichskristallnacht. Er war entsetzt über das, was er sah, und sagte zu meinem Onkel, er würde gerne den jungen Leuten in der Familie helfen, als Seemann aus dem Land zu kommen. Mein Onkel fragte mich, ob ich das wollte. Da ich nicht die leiseste Möglichkeit hatte wegzukommen – ich hatte weder Beziehungen im Ausland und schon gar kein Geld – sagte ich sofort ja. Er stellte mich dem Mann vor und der versprach mir einen Heuervertrag auf einem seiner Schiffe. Er müsse noch nach Paris und London, aber zu Weihnachten sei er wieder in Oslo. Dann schicke er mir den Vertrag.
Ich dachte „aus den Augen, aus dem Sinn“, aber nach Weihnachten kam tatsächlich der Vertrag. Ich wurde Smörer, Schmierer auf dem Motortanker „Pan Norway». Man informierte mich, dass das Schiff entweder in Constanza in Rumänien oder etwas später in Purfleet bei London zu erreichen sei. Letzteres war mir lieber, erstens weil mich London mehr interessierte als Constanza und zweitens weil ich so etwas mehr Zeit hatte. Ich glaubte mir Sachen kaufen zu müssen für das Schiff, so einen Ölmantel und einen Seemannshut. Später stellte sich heraus, dass ich das alles gar nicht brauchte, weil ich im Maschinensaal zu arbeiten hatte. So wurde ich Seemann und war ein knappes halbes Jahr auf diesem norwegischen Schiff. Wir fuhren immer wieder nach Westen, zweimal war ich in Aruba auf den niederländischen Antillen, wo die Standard Oil Company ein Riesendepot hatte. Dort tankten wir Öl und brachten es nach Holland.
Einmal holten wir auch Öl aus den Vereinigten Staaten, aus Baytown, Texas. Dort wäre ich gerne geblieben. Ich fragte den Wachhabenden am Eingangstor zum Hafen, ob das ginge. Er meinte ja, aber dann sei ich illegal im Land und würde nie meine Papers in Ordnung bringen können. Das wollte ich nicht, und so kehrte ich aufs Schiff zurück. Inzwischen waren ein Schulfreund von mir und ein Mädel aus unserer Wandergruppe in Bolivien. Sie besorgten dort ein Einreisevisum für mich und schickten es mir nach Holland. Ich besorgte mir Durchreisevisa durch Peru und Chile, weil ich nicht wusste, auf welchem Weg ich nach Bolivien reisen würde. Der Zufall ergab, dass die nächste Reise meines Schiffes nach Talara ging, das ist ein großer Ölhafen im Norden Perus. Dort heuerte ich ab, mit schmerzendem Herzen, denn das Schiff war mir Heimat geworden. Anfangs hatte ich fast kein Wort verstanden, aber mit der Zeit lernte ich ganz gut Norwegisch. Ich hatte ein halbes Jahr unter dem Schutz der norwegischen Flagge gelebt und mir tat das Herz weh, wie das Schiff aus Talara rausfuhr. Meine Kameraden waren alle an Deck und winkten mir. Ich schaute ihnen nach, bis das Schiff nur noch ein Punkt war.
Dann fuhr ich mit einem kleinen peruanischen Schiff zu einem Ort namens Huarmey.Von dort gab es einen Autobus nach Lima. Dieser Bus war ein Bild für sich. Auf beiden Seiten offen, dazwischen gab es Bänke, die Koffer waren auf dem Dach. So fuhr ich durch die peruanische Wüste. Ich konnte es kaum glauben, dass der kleine Kalmar aus Wien durch die peruanische Wüste fährt. Die sieht wirklich so aus, wie man aus Filmen die Sahara kennt. Wir sollten um acht Uhr abends in Lima sein. Dem Bus ging aber ständig das Licht aus. So mussten wir alle zwanzig Minuten stehenbleiben und das Licht reparieren. Deshalb waren wir erst um zwei Uhr morgens in Lima. Ich blieb zehn Tage in Lima, wo ich beim jüdischen Hilfsverein einquartiert war. Dann fuhr ich weiter: zunächst mit dem Bus nach Arequipa, von dort mit dem Zug hinauf zum Titicaca-See, mit dem Schiff über den See nach Guaqui in Bolivien und von dort wieder mit dem Zug hinunter nach La Paz. Dort blieb ich dann fast 14 Jahre lang. Übrigens nicht nur ich, sondern auch meine Brüder und unsere Mutter. Ein Bruder war schon da, als ich dort ankam – unvorhergesehenerweise! Er hätte vor mir nach Peru fahren sollen. Aber ihn und etwa 200 andere Emigranten ließ man in Peru nicht an Land gehen. Sie hatten Visa vom peruanischen Generalkonsul in Paris bekommen, der kein Recht hatte, sie auszustellen. Da sie in Peru nicht bleiben durften, wurde wild herumtelegrafiert, um ein Aufnahmeland für sie zu finden. Hätte sich keine Alternative geboten, wären die Leute nach Deutschland zurückgeschickt worden. Dazu kam es zum Glück nicht, denn der bolivianische Präsident Oberst Busch – Abkömmling eines Deutschen – gewährte ihnen die Aufnahme in Bolivien. Er unterschrieb ein Dekret und so war mein Bruder schon vor mir da. Dann haben wir noch meine Mutter kommen lassen können und meinen jüngsten Bruder, der auch auf einem Schiff des erwähnten norwegischen Reeders zur See fuhr. So war dann die Familie in Bolivien.
Wie konnten Sie in Bolivien beruflich Fuß fassen – das war für einen Wiener Juristen doch sicherlich nicht einfach?
Ich hatte auf dem Schiff so gut wie gar nichts ausgegeben und alles gespart, was ich verdiente. So besaß ich ein paar Dollars, als ich in Bolivien ankam. Mein Bruder hatte zur Vorbereitung der Ausreise in Wien gelernt, wie man Lampenschirme aus Pergamentpapier macht. Damit hat er in La Paz begonnen. Als ich ankam, fehlte Material und das Geld, es zu kaufen. Mit meinem ersparten Lohn war das möglich. Ich begann, bei der Herstellung der Lampenschirme mitzuarbeiten. Doch als unsere Mutter kam, reichte der Verdienst daraus für unseren Unterhalt nicht mehr aus.
Da kam mir zugute, dass auch ich vor der Abreise in Wien noch einen „richtigen» Beruf erlernt hatte. Der jüdische Zimmermaler Forschner hatte erkannt, dass die ganzen Intellektuellen nichts Vernünftiges konnten, mit dem sie in einem Einwanderungsland etwas anfangen könnten. Er bot allen Willigen an, bei ihm Anstreicher zu lernen. Und das tat ich. Als meine Mutter nach Bolivien kam, wandte ich diese Kenntnisse an und arbeitete als Zimmermaler – bis ich krank wurde. Ich hatte eine Rippenfellentzündung mit Lungenspitzenkatarrh, und der Arzt verbot mir, weiter als Anstreicher zu arbeiten. Damals hat man ganz anders gemalt als heute. Heute kauft man die fertige Farbe, eine Rolle und kann anfangen. Damals musste man die Farben mit Pulver, Wasser und Leim zurechtmachen. Und vorher musste man die alte Farbe abspachteln. Das einzuatmen hat mir der Arzt streng verboten. Ich habe dann alles Mögliche gemacht, u.a. auch Englisch-Unterricht gegeben. Dann wurde ich Mitarbeiter der deutschsprachigen Radio-Stunde, die Dr. Terramare eingerichtet hatte.
Bolivien ist eines der südamerikanischen Länder, die für jemanden, der aus Europa kommt, sehr fremd sind, sehr viel fremder etwa als Länder wie Argentinien oder Uruguay, die stark durch europäische Einwanderung geprägt sind. Wie konnten Sie sich da einleben, wie konnten Sie sich integrieren?
Es war nicht so ganz leicht. Ich hatte zwar auf dem Schiff schon ein spanisches Lehrbuch und habe ein bisschen gelernt. Wenn ich die Wörter für mich aussprach, freute ich mich darüber, wie schön das klang. Diese Kenntnisse haben aber nicht sehr weit gereicht. Mein Bruder hatte großes Sprachentalent, der sprach schnell sehr gut Spanisch. Mit der Zeit lernte ich es auch. Im Gegensatz zu vielen anderen Emigranten hatte ich nie die Höhenkrankheit – La Paz liegt 3700 Meter hoch. Die Höhenkrankheit bekommen vor allem Leute mit normalem und hohem Blutdruck, ich hatte niedrigen Blutdruck. Allerdings kamen auch bei mir nach zwei, drei Monaten Erscheinungen wie Magenverstimmungen, schmerzhafte Krämpfe. Aber das ging vorüber. So hat man sich eingelebt. Aber Bolivien war eine wirkliche Fremde. Uruguay nicht, Uruguay hat einen europäischen Anstrich, so wie Buenos Aires, aber Bolivien, das war fremd.
Als klar war, dass ich in Bolivien landen würde, nahm ich mir vor, den Kontakt mit den Eingeborenen, mit den Indios zu suchen und indianische Freunde zu finden. Ich malte mir aus, mit ihnen beisammenzusitzen und zu hören, was sie an Sagen und Märchen kennen. Eine träumerische Vorstellung. Nichts davon wurde Wirklichkeit. Zwischen einem Indio und seiner Umwelt steht eine Mauer, da kommt man nicht durch. Er schaut einen unbewegten Gesichtes an, sagt nichts. Natürlich hat man mit der Zeit auch Bolivianer kennengelernt. Aber als ich wegfuhr, dachte ich mir, den Freund, den du in Bolivien gesucht hast, hast du in fast 14 Jahren nicht finden können. Ich hatte keinen einzigen bolivianischen Freund. Bekannte ja, aber einen Freund, mit dem man sich aussprechen hätte können, nicht einen. Trotzdem fiel es mir sehr schwer, als ich aus Bolivien wegging.
Sie haben zusammen mit dem österreichischen Regisseur Georg Terramare und der Schauspielerin Erna Terrel in La Paz eine deutschsprachige österreichische Theatergruppe aufgebaut. Können Sie darüber etwas erzählen?
Terramare hat nach seiner Ankunft in La Paz zunächst versucht, mit Erna Terrel – die beiden waren auch privat ein Paar – eine Art Kabarett zu machen, auf deutsch mit zwei oder drei spanischen Nummern, vor allem Liedern. Das Ganze fand im Saal des Hotel Sucre statt und hieß „Kleine Casino Bühne», KCB. Der Eintritt für KuK – Kunst und Konsumation – war zehn Pesos. Das war wirklich nicht viel. Und doch haben viele Emigranten es sich nicht leisten können, weil sie wirtschaftlich noch nicht Fuß gefasst hatten. Nach drei Vorstellungen war Schluss. Terramare war sehr verzagt. Er war Theatermann, was sollte er tun? Ich riet ihm, aus deutschsprachigen Emigranten ein kleines Ensemble zu bilden und Theater zu machen. Das hat ihn sehr belebt. Er klemmte sich dahinter und brachte wirklich ein Ensemble zusammen. Einige der Beteiligten hatten schon in Europa mit dem Theater zu tun gehabt: Da waren Bruno von Stroheim, der Bruder des Filmschauspielers Erich von Stroheim, dann Joachim Laatz und ein gewisser Dr. Brecher, ebenfalls professioneller Schauspieler, und natürlich Erna Terrel. Dazu kamen einige theaterbegeisterte Laien, zu denen auch ich gehörte. Wir begannen mit einem Stück von Terramare, einem Mysterienspiel, „Ein Spiel vom Tode». Damals war drüben schon Krieg und Terramare meinte, wir könnten kein Lustspiel bringen, während drüben Menschen starben. Deshalb begannen wir mit einem ganz ernsten Stück, das er viele Jahre zuvor verfasst hatte. Später machten wir dann doch auch heitere Stücke.
Kurz nachdem sich die Truppe zusammengefunden hatte, wurde die „Federación de Austríacos Libres», die Vereinigung der Freien Österreicher, in Bolivien gegründet, und wir wurden ihre Theatergruppe. Der Präsident des Kulturausschusses der Vereinigung kam immer wieder zu Terramare und sagte: „Doktor, wir brauch’n a Geld.» Das bedeutete, wir sollten neue Stücke auf die Bühne bringen. Das war natürlich nicht ganz einfach: Wo sollte man in Bolivien ständig deutsche Theaterstücke hernehmen? Aber Terramare hat es immer wieder geschafft: Entweder fand er geeignete Stücke – oder er schrieb selber welche. Eine besondere Spezialität waren unsere „Bunten Abende», mit kurzen Szenen und Musik. Sie hatten großen Erfolg beim Publikum – die Leute waren begeistert. Mit jeder Vorstellung kam Geld herein, das wohltätigen Zwecken zugeführt wurde. Es ging an das britische Rote Kreuz, das russische Rote Kreuz, jüdische Organisationen und nach dem Krieg ausschließlich an unsere Österreich-Hilfe.
Wer waren die Empfänger ihrer Hilfssendungen in Österreich?
Wir hatten Verbindung mit dem Kulturstadtrat der Gemeinde Wien, Victor Matejka war sein Name. Er war Mitglied der Kommunistischen Partei, ein sehr feiner, mitfühlender Mann. Ihm haben wir die Spenden geschickt und er hat sie an besonders bedürftige Familien weitergeleitet. Daneben haben wir auch den Versand von Care-Paketen an private Haushalte organisiert. Wir haben immer gesagt, wenn jemand ein Care-Paket nach Österreich schickt, übernehmen wir ein zweites an jemand anderen, den er auch nennen kann. Ich weiß heute noch nicht, wie wir zu manchen Namen gekommen sind.
Dann war es im Prinzip möglich, dass die Flüchtlinge in Bolivien Pakete schickten, die bei Nazis landeten?
Nein. Das war nicht möglich. Oft waren es Verwandte der Emigranten, die die Nazizeit überlebt hatten, und bei den Leuten, die wir nicht kannten, haben wir uns schon vergewissert, wer das ist.
Könnten Sie noch ein bisschen mehr über die „Federación de Austríacos Libres» erzählen? Wenn wir richtig informiert sind, waren Sie sogar lange Zeit deren Präsident?
Die Vereinigung war ein Zusammenschluss antifaschistisch gesinnter Österreicher in Bolivien. Unsere Schwerpunkte waren auf der einen Seite Hilfstätigkeit in der gerade geschilderten Weise und auf der anderen Seite eine gewisse politische Tätigkeit. Zum Beispiel gab es in Bolivien während des Krieges eine Fremdenzählung. Wir erreichten bei den Behörden, dass Personen, die die Mitgliedskarte unserer Vereinigung vorwiesen, als Österreicher registriert wurden und nicht als Deutsche, obwohl ein österreichischer Staat zu diesem Zeitpunkt nicht existierte. Das war eine wichtige Sache. Nach dem Krieg war die Konferenz von San Francisco, zu der auch Bolivien eine Delegation entsandte. Da anzunehmen war, dass der Fall Österreich zur Sprache kommen würde, gaben wir ihr eine Art Sprachregelung. Ich bin da lange gesessen – bei Tag und bei Nacht – und habe den Fall Österreich möglichst übersichtlich geschildert. Dann wurde das Ganze ins Spanische übersetzt und der bolivianischen Delegation übergeben, damit sie vorbereitet war, falls diese Sache zur Sprache komme. Wir waren auch immer wieder bei Veranstaltungen, z.B. in alliierten Botschaften, mit Ständen vertreten.
Für Feierlichkeiten zum ehemaligen österreichischen Staatsfeiertag oder anderen Gedenktagen wollten wir gerne eine Hymne haben. Nun konnten wir aber die letzte österreichische Hymne nicht verwenden, weil sie als Deutschlandlied bekannt war. Da hat sich Terramare mit unserem Freund Arthur Hirsch, einem großen Musiker, in Verbindung gesetzt und ihn um einen Vorschlag gebeten. Hirsch schlug uns vor, das Thema aus dem letzten Satz der Eroica von Beethoven zu nehmen. Dazu schrieb Terramare einen Text – so entstand die „Hymne der freien Österreicher».
Was für ein politisches Spektrum war in der Vereinigung vertreten?
Wir hatten ein Prinzip, das sehr streng eingehalten werden musste, und zwar strenge Überparteilichkeit bei voller Meinungsfreiheit des Einzelnen. Es war bei uns jede politische Richtung vertreten von ganz links bis zu Monarchisten. Ausgenommen waren natürlich Nazis, die fanden keine Aufnahme. Wir hatten ein Programm für das, was wir für Österreich erreichen wollten: Freiheit der Meinung, des Glaubens, der Wissenschaft. Freude der Kunst, des Kindes, des Sports. Frieden der Arbeit, des Heims, des Landes. Wer diese Ziel unterstützte, war bei uns willkommen.
Hatte die Vereinigung der Freien Österreicher auch Kontakt zu deutschen Exilorganisationen?
Keinen offiziellen, aber einen praktischen Kontakt. Es gab in La Paz eine deutschsprachige Zeitung, die „Rundschau vom Illimani». Der Herausgeber war ein deutscher Sozialdemokrat, Ernst Schumacher, der die Zeitung zusammen mit seinem Sohn redigierte. Die Rundschau vom Illimani unterstützte uns gelegentlich, etwa bei der Herausgabe unserer eigenen Schriften wie der Festschrift zum dreijährigen Bestehen unserer Organisation. Wir hatten auch Kontakte zu Exilgruppen aus anderen Ländern, etwa den freien Spaniern.
Nachdem die Nazis in Europa besiegt waren, vor allem nach 1950, gingen viele Emigranten aus Bolivien weg, manche nach Europa, andere in die USA, wieder andere nach Argentinien oder nach Israel. Sie sind schließlich auch weggegangen, aber nicht in die genannten Länder, sondern nach Uruguay. Warum sind Sie aus Bolivien weggegangen und warum nach Uruguay?
Aus Bolivien gingen wir weg, weil es meiner Frau, Erna Terrel, gesundheitlich schlecht ging. Nach dem Tod von Terramare – er war 1948 gestorben – waren wir uns näher gekommen und nach einigen Jahren wussten wir, dass wir uns nicht mehr trennen wollten. Sie litt zunehmend unter der extremen Höhenlage von La Paz. Sie hatte hohen Blutdruck und hatte schon blaue Wangen und rote Hände. Die Ärzte sagten ihr, sie müsse so bald wir möglich weg von der Höhe. 1953 heirateten wir und eine Woche später verließen wir zusammen La Paz.
Meine Frau war 1950 schon einmal in Argentinien gewesen und hatte dort an der Freien Deutschen Bühne Theater gespielt. Damals war gerade Viktor de Kowa in Argentinien und die Intendanz der Bühne war glücklich, dass die Erni kam. Mit ihr hatten sie eine geeignete Partnerin für de Kowa und sie hat mit ihm gespielt. Im folgenden Jahr fuhr sie erneut nach Buenos Aires und da fuhr ich auch mit. Wir machten dort unsere „Revue zu zweit», die wir zuvor in La Paz gezeigt hatten, und waren damit auch in Argentinien sehr erfolgreich. Erna spielte auch wieder bei der Freien Deutschen Bühne. Um uns danach etwas auszuruhen, fuhren wir nach Montevideo, wo wir einige Freunde hatten, die wir gerne besuchen wollten. Einer von ihnen, Werner Sommer, sagte, wir könnten nicht wegfahren, ohne auch in Montevideo gespielt zu haben. In Pocitos, einem am Meer gelegenen eleganten Stadtteil, war gerade ein neues Hotel, das Hotel Ermitage, eröffnet worden. Das galt damals als das neueste und nobelste in der Stadt. Dieses Hotel hatte auch einen schönen Festsaal mit einer Bühne. Den mieteten wir und gaben dort unsere „Revue zu zweit». Das war insofern sehr geschickt als das neue Hotel gerade in aller Munde war und die Leute entsprechend neugierig waren. Viele kamen wahrscheinlich gar nicht unseretwegen, sondern um das neue Hotel zu sehen. Der Abend wurde ein ganz toller Erfolg, wir mussten ihn zweimal wiederholen. Ich fürchte, das war das Virus, das meine Frau angesteckt hat, sie war von Montevideo begeistert. Sie hat immer gesagt, sie wollte in einer Stadt am Meer leben, wenn Wien am Meer läge, wäre das optimal. Nun, das war nicht zu machen. Hier hat sie sofort gesagt, das Meer, dieser waagerechte Strich, habe so etwas Beruhigendes für sie. Ich mochte Montevideo spontan nicht, es war das erste und einzige Mal, dass ich mich in einer Stadt melancholisch fühlte.
Aber dann kam der große Erfolg. Wir mussten im nächsten Jahr wiederkommen und wurden wieder begeistert aufgenommen. Als dann wegen der gesundheitlichen Probleme von Erni die Übersiedlung notwendig wurde, wollte ich nach Wien. Aber meine Frau hatte Angst, weil es noch eine besetzte Stadt war, man hatte von Entführungen gehört. Sie wolle gern in Montevideo leben. So sind wir nach Montevideo gegangen. Wenn wir wenigstens nach Buenos Aires gezogen wären! Wir hatten Freunde, die uns das dringend empfohlen hatten, aber da war schon eine große Kiste nach hierher unterwegs. Buenos Aires wäre auch ein Fehler gewesen, aber da wäre der Fehler nicht ganz so groß gewesen wir hier in Montevideo. Doch wir haben ihn nun mal begangen. Und dann noch einmal übersiedeln, dafür hatten wir nicht das Geld.
Wie konnten Sie in Uruguay ökonomisch überleben?
Der Anfang in Uruguay war sehr, sehr schwer. Wir kamen aus Bolivien mit relativ wenig Geld an. Wir hatten in La Paz ein kleines, sehr hübsches Geschäft, Schmuck und Antiquitäten. Jeder normale Mensch, der ein Geschäft verkauft, verkauft es schlüsselfertig und bekommt eine Ablöse. Bei uns ging das nicht, weil die Vermieterin sagte, das Lokal bräuchte sie nach unserem Wegzug für sich selbst. Das hieß, wir mussten die Ware verkaufen, größtenteils verschleudern. Als wir endlich das Geld hatten, um Dollars zu kaufen, da stand der Dollar, der jahrelang auf 200 Pesos gestanden hatte, auf 615 Pesos. Wir hatten also nur ein Drittel des Geldes zur Verfügung, mit dem wir gerechnet hatten.
Ein weiterer Grund, warum wir hierher nach Montevideo gekommen waren, war ein Arbeitsangebot. Der frühere österreichische Konsul in Bolivien, Neumann, der der Kulturbeauftrage unserer Vereinigung der Freien Österreicher gewesen war, hatte hier in Uruguay eine kleine Seidenfabrik. Er sagte mir noch in Bolivien, er brauche mich in seinem Betrieb. Ich bekäme 400 Pesos Monatsgehalt, damit käme ich leicht über die Runden. Nach einem halben Jahr würde ich dann 600 Pesos bekommen, davon könnte ich ohne alle Probleme leben. Als wir hier waren, stellte ich fest, dass man mit 400 Pesos keineswegs auskommen konnte. Ich gab dann noch Englischunterricht und half Neumann – er war österreichischer Konsul – im Konsulat, es war wirklich sehr schwer. Kurzfristig bekam ich dann vom Schweizer Manesse-Verlag den Auftrag, eine Übersetzung zu bearbeiten. Es war ein Büchlein mit Maya-Legenden, das ein Pfarrer übersetzt hatte. Die Übersetzung war aber so schlecht, dass ich sie ganz neu machen musste – und das unter einem enormen Zeitdruck. Ich habe Tag und Nacht gearbeitet, um die Arbeit gut auszuführen, weil ich auf Folgeaufträge hoffte. Der Verlag war dann auch sehr zufrieden, aber ich hatte mich so übernommen, dass ich meinen ersten Herzinfarkt bekam.
Nachdem ich mich etwas von den Folgen des Infarktes erholt hatte, fuhren wir mit unserem letzten Geld nach Europa. Ich hatte es für zu riskant gehalten, aber meine Frau war dafür, es zu probieren. Ich konnte ganz gut schreiben und wollte versuchen, Kontakte zu deutschsprachigen Medien zu bekommen und mich ihnen als Korrespondent anzubieten. Mein erster „Kunde» wurde der Österreichische Rundfunk ORF. Meine Frau und ich haben dann über 200 Zeitungen angeschrieben. Einige waren interessiert und so kam nach und nach eine schöne Anzahl von Medien zusammen. In meiner besten Zeit habe ich für über zwei Dutzend Zeitungen aus Uruguay berichtet, darunter auch eine in Holland und eine in Norwegen, die deutschsprachige Berichte entgegennahmen und übersetzten. Das lief ganz gut. Auf diese Art konnten wir uns etwas hochrappeln und davon haben wir dann gelebt. Später ging das wieder zurück, viele Zeitungen kamen in Krisen und verzichteten auf Korrespondenten in so exotischen Ländern wie Uruguay. Aber da bekam ich schon meine Pension, auch meine Frau hatte ein kleine Rente, so dass wir damit auskommen konnten.
Sie wurden irgendwann auch österreichischer Konsul in Uruguay, d.h. diplomatischer Vertreter des Landes, aus dem Sie einst vertrieben worden waren, wenn auch nicht von einer österreichischen Regierung, sondern von den deutschen Besatzern, die sich aber der Unterstützung eines großen Teils der österreichischen Bevölkerung erfreuten. Wie kamen Sie zu diesem Amt?
Es ergab sich daraus, dass ich lange Zeit der Motor der österreichischen Vereinigung in Bolivien war. Es war eigentlich naheliegend, dass man mich zum Konsul machte, sobald da wieder einer ernannt wurde. Dass es dazu nicht kam, lag daran, dass ich nicht das Geld hatte, ein Konsulat aus meinen Mitteln zu bezahlen – Konsul war ein Ehrenamt und man wurde nicht dafür bezahlt. Also ernannte man Neumann, der ein wohlhabender Mann war. Es kam damals der östereichische Botschafter in Chile – Bolivien wurde damals von der Botschaft in Chile betreut – nach La Paz, um sein Beglaubigungsschreiben zu übergeben. Er sagte mir, ich wisse, dass ich der Mann gewesen sei und nur aus rein finanziellen Gründen meine Ernennung nicht erfolgt sei. Er bat mich, meine Arbeit für Östereich fortzusetzen und die Botschaft in Santiago regelmäßig über die politische, ökonomische und kulturelle Entwicklung in Bolivien auf dem Laufenden zu halten. Das habe ich dann auch getan und hatte eine sehr intensive Korrespondenz mit der Botschaft in Chile. Als Neumann nach Uruguay ging, wurde als sein Nachfolger Dr. Liebling, ein Rechtsanwalt aus Wien, ernannt. Mit dem stand ich sehr gut und er bat mich, das Amt eines Vizekonsuls zu übernehmen. So wurde ich Vizekonsul. Als wir nach Uruguay kamen, hatte der hiesige Konsul, ein Herr Slowak, gerade sein Amt niedergelegt. So fragten sie den Neumann, der ja inzwischen in Uruguay lebte. Er wollte nur unter der Bedingung annehmen, dass ich Vizekonsul würde. So wurde ich wieder Vizekonsul. Das war 1953. Als Neumann aufhörte, wurde ich Konsul, später Generalkonsul. Insgesamt war ich 37 Jahre – von 1953 bis 1990 als konsularischer Vertreter Österreichs in Uruguay tätig. Ich habe eigentlich mein ganzes Leben in den Dienst Österreichs gestellt und heute frage ich mich manchmal, warum. So gut haben sie sich nach dem Krieg auch nicht benommen. Aber es war halt mein Land, Sie kennen ja mein Büchlein vom Heimweh.
Wir haben von österreichischen und auch von uruguayischen Bekannten gehört, dass Sie als Generalkonsul während der Diktatur eine sehr positive Rolle gespielt und vielen Leuten geholfen haben. Könnten Sie erzählen, wie das österreichische Konsulat und vor allem Sie persönlich ein so wichtiger Anlaufpunkt für Verfolgte wurden?
Ich kann mich gar nicht erinnern, wie es begonnen hat, welches der erste Fall war, wo wir versucht haben zu helfen. Hier hatte es sich irgendwann herumgesprochen, dass da einer sitzt, der bereit ist zu helfen. Das war nicht so ganz einfach. Österreich gab kein Asyl in Botschaften, nur im Land. Zu uns ins Konsulat kamen zwei, drei Mal Leute und sagten, sie wollten über Nacht bei uns bleiben, sie würden verfolgt. Da musste ich ihnen immer sagen, wir wären nur ein Konsulat, noch dazu ein ehrenamtliches. Unser Archiv sei unverletzlich, aber exterritorial seien wir nicht. Man könnte sie aus dem Konsulat rausholen. Aber ich habe für diese Leuten immer Unterschlupf in Botschaften gefunden, die Leute aufnahmen, etwa die von Mexico, Ecuador, Bolivien.
Einmal schickte mir amnesty international eine Liste von sechs Namen mit der Bitte, ihnen Auskunft über deren Schicksal zu geben. Wir hatten damals schon eine Art internationales Komitee aus Vertretern westlicher Botschaften, darin waren Diplomaten aus Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, den USA, Spanien, Schweden und eben ich als Österreicher. Wir trafen uns regelmäßig, meistens in einer Botschaft, um Erfahrungen auszutauschen und Informationen über Fälle von politischen Gefangenen und Verschwundenen zusammenzutragen. Durch diese Kontakte konnte ich die Frage von amnesty nach den sechs Personen beantworten. Zum großen Teil sogar positiv, die Hälfte der Leute war schon in Freiheit, zwei waren – glaube ich – in Schweden. Damit saß ich in der Tinte (lacht), denn amnesty war begeistert und froh, endlich ein Konsulat gefunden zu haben, das Antwort gab. Sie schrieben mir, normalerweise gäbe es auf ihre Anfragen überhaupt keine Reaktion oder bloß Briefe, in denen man ihnen bedauernd mitteilte, leider nichts unternehmen zu können. Ich sei da eine rühmliche Ausnahme. Das Ergebnis war, dass ich von da an immer wieder Anfragen bekam, die ich nach meinen Möglichkeiten zu beantworten suchte. Ich besuchte Leute im Gefängnis und sie kamen dann auch zu mir, wenn sie endlich frei gekommen waren. Dann versuchten wir zu helfen, dass sie beruflich wieder Fuß fassten, denn solange die Diktatur an der Macht war, gab es natürlich keinerlei Unterstützung oder Wiedereingliederungshilfen für diese Menschen.
Die Besuche in den Gefängnissen waren eine sehr harte Erfahrung. Was ich da mitbekam, war teilweise sehr schlimm. Manche Gefangene waren grauenhaft behandelt worden. Das konnten sie mir natürlich nicht sagen – die Besuche wurden immer von Soldaten überwacht – aber man sah natürlich, wie die Leute dran waren, und konnte auch die Angst in ihren Gesichtern lesen.
Neben Ihrer jounalistischen und ehrenamtlichen Konsulatstätigkeit haben Sie in Montevideo auch als Theater- und Opern-Regisseur gearbeitet…
Ja, das Theater war mein ganzes Leben eine Leidenschaft. Meine Arbeit im Opernbereich begann, als mich der damalige deutsche Generalsekretär des hiesigen „Centro Cultural de Música»– heute noch die wichtigste musikalische Organisation in Uruguay – Eugenio Gabriel, ersuchte, die Inszenierung der bis dahin in Uruguay unbekannten Oper „Die verkaufte Braut» von Bedrich Smetana zu übernehmen. Da ich diese Oper – ich kannte sie natürlich aus Wien – sehr gerne mag, nahm ich das Angebot an. Die Sängerinnen und Sänger waren sehr gut. Ich erklärte ihnen, sie müssten nicht nur gut singen, sondern auch schauspielern, was bis dahin hier eher unüblich war. Ein Sänger sagte mir: „Wir verstehen Sie, Maestro», – sie sagten immer Maestro – „Sie wollen nicht, dass man sich an die Rampe stellt und eine Arie ins Publikum kotzt, sondern dass man spielt.» Genau das wollte ich, und die Sängerinnen und Sänger waren von den Proben begeistert. Wir haben Abend für Abend geprobt. Eine Operninszenierung war hier nicht so einfach wie in Österreich oder Deutschland. Es gab kein festes Ensemble von Berufssängern, die tagsüber proben konnten. Die Leute sind alle tagsüber einem Brotberuf nachgegangen, vom Singen konnte und kann man nicht leben – dafür gab es zu wenige Inszenierungen und Vorstellungen. Die Proben begann immer erst zwischen 21.00 Uhr und 21.30 Uhr und dauerten bis eins oder halb zwei in der Nacht. Aber wir haben gearbeitet, es war eine Freude. Die Aufführung war großartig, sie konnte sich wirklich sehen lassen.
Danach kam man mit einem anderen Projekt zu mir, z.B. „L’Elisir d’ Amore» von Donizetti. Da gab es einige Probleme, ich würde sagen, typisch uruguayische Probleme. Als ich über das Bühnenbild sprechen wollte, war die Antwort, das brauche man nicht, man könne das von einer früheren Inszenierung übernehmen. Als ich es sehen wollte, sagte man mir, die Kulissen seien im Depot, aber man werde sie holen. Bis zur Generalprobe war das immer noch nicht passiert. Die Folge war, dass ich bis zuletzt Aufgang und Abgang der Personen nicht planen konnte, die Auskünfte, von wo die Leute kommen und wohin sie abgehen mussten, waren falsch. Es war nicht leicht. Trotzdem lief die Vorstellung ganz gut.
Im Jahr 1956 trat man wieder an mich heran. Anlässlich der 100-Jahr-Feier des Teatro Solís, des größten und wichtigsten Theaters des Landes, sollte dort eine Galaaufführung stattfinden. Gespielt werden sollte die Oper „Ernani» von Verdi. Warum „Ernani», fragte ich, Verdi habe doch viel bessere Opern als „Ernani» geschrieben. Aber 1856 war das Teatro Solís mit „Ernani»eröffnet worden, deshalb sollte sie auch zur Jubiläumsvorstellung gespielt werden. Das leuchtete mir ein und wir begannen die Proben mit großem Enthusiasmus. Es war für mich eine große Ehre, diese Festvorstellung zu inszenieren, ebenso für die Sänger und Sängerinnen.Wir haben intensiv gearbeitet und ein Regiebuch gemacht, in dem jede Handbewegung festgehalten war. Alles lief bestens. Doch dann kam alles anders. Wenige Tage vor der Premiere rief mich die Präsidentin des Sodre, der nationalen uruguayischen Kulturinstitution, an und sagte, jetzt kämen die Sänger. Ich sagte, die Sänger und Sängerinnen seien längst da, wir würden schon seit Monaten arbeiten. Sie meinte, das sei ja gut und schön, aber für die Hauptrollen in der Jubiläumsvorstellung kämen Sänger von draußen, eine Sopranistin vom Teatro Colón in Buenos Aires (wichtigstes Opernhaus Lateinamerikas – die Red.), ein uruguayischer Tenor aus Italien und ein uruguayischer Bariton aus dem Ausland. Ich hielt das für unmöglich, die Inszenierung war mit den uruguayischen Sängerinnen und Sängern einstudiert, für die Neuen gab es keine Zeit mehr für Proben. Sie aber meinte, das sei so entschieden und müsse so gemacht werden.
Die Gäste kamen also an und ich wollte sofort eine Bühnenprobe machen. Da sagte die argentinische Sängerin, sie sei noch gar nicht sicher im musikalischen Teil, ich solle ihr nicht noch mit dem szenischen kommen. Und der Bariton sagte mir, er spiele die Rolle, wie er sie immer spiele. So fand dann die Festvorstellung statt, sie ging so „más o menos» über die Bühne. Danach sagte mir die Präsidenten des Sodre, nun könnten wir eine Vorstellung mit „meinen» Sängerinnen und Sängern machen. Dazu kam es aber nie, weil eine der uruguayischen Sängerinnen, die ausgebootet worden war, mit einem Kritiker verheiratet war. Der war über den Einsatz der „importierten» Sängerinnen und Sänger so wütend, dass er die Festvorstellung in der Kritik zerfetzte. Daraufhin konterte das Sodre, jetzt brauche seine Frau überhaupt nicht mehr zu singen. Dann hatte ich meinen Herzinfarkt und hörte mit der Regiearbeit ganz auf.
Sie haben in den letzten Jahren in Österreich zwei literarische Bücher veröffentlicht. Wann haben Sie begonnen, Erzählungen zu schreiben?
Das Buch „Das Wunder von Büttelsburg», das als letztes erschienen ist, habe ich schon vor vielen, vielen Jahren begonnen. Wie ich auf die Idee dafür gekommen bin, weiß ich heute nicht mehr. Ich weiß nur noch, dass ich im Trolleybus in die Stadt fuhr und mir auf einmal dieser Gedanke kam. Das hat sich dann entwickelt, ich habe jedes Kapitel meiner Frau vorgelesen. Erst habe ich es in Dialekt geschrieben, im Dialekt der Leute, die da redeten. Davon rieten mir meine Frau und Freunde ab. Ich schrieb den Text um und ließ ihn viele Jahre liegen. Eines Tages ist er mir wieder in die Hand gekommen und ich dachte mir, vielleicht könne man doch etwas daraus machen, korrigierte und bearbeitete ihn.