Unser Interesse gilt Lateinamerika, seinen Menschen, die um politische Freiheit und wirtschaftliche Autonomie kämpfen, seiner Kultur und seiner Natur. Jede Ausgabe hat einen Schwerpunkt aus dem weiten Themenfeld zwischen Politik und Alltag: Krieg, Militär, Justiz, Ausbeutung von Mensch und Natur, Menschenrechte, soziale Bewegungen, Parteien, Feminismus und Geschlechterverhältnis, Ökologie, Landwirtschaft und Klimawandel, Welthandel, Verkehr, Medien, Musik, Theater und Literatur … Die ila benennt Ursachen und Folgen einer ungerechten Weltordnung und sie nennt die zugehörigen Namen.
Wie es anfing
In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts herrschten fast überall in Südamerika Militärdiktaturen. In Chile, Argentinien, Brasilien, Bolivien, Paraguay oder Uruguay waren Verfolgung, Folter und Ermordung politischer GegnerInnen an der Tagesordnung. Mit den Militärdiktaturen wurde ein Wirtschaftsmodell durchgesetzt, das einen großen Teil der Bevölkerung verarmte und sie bis heute vom wirtschaftlichen Fortschritt ausschließt. Bildung und medizinische Versorgung wurden zum Privileg weniger, die es sich leisten können.
1973-75 beschäftigte sich das „Zweite Internationale Russell-Tribunal“ in Brüssel und Rom mit der Verletzung der Menschenrechte auf diesem Subkontinent. Schnell wurde die Mitverantwortung deutscher Firmen und der Bundesregierung, etwa durch Waffenlieferungen an die Diktaturen, für die Zustände in Lateinamerika zum Thema. Aus der deutschen Unterstützergruppe des Tribunals gründete sich im November 1975 die ila. Wir begannen über die Aktivitäten derjenigen zu berichten, die in Lateinamerika für eine Änderung der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse kämpften und in den großen Medien wenig Beachtung fanden: Gewerkschafter*innen, Bauern-/Bäuerinnen-Organisationen, kirchliche Basisgemeinden und Befreiungsbewegungen, Indígena-Vereinigungen, Menschenrechtsorganisationen, linke Organisationen, Frauengruppen und Umweltinitiativen. Wichtigstes Medium der ila wurde die gleichnamige Zeitschrift. Seit Dezember 1976 erscheint sie zehnmal jährlich. Seit 2001 gibt es zudem die Website www.ila-web.de, die täglich aktualisiert wird.
Zur Berichterstattung über politische und soziale Prozesse in Lateinamerika ist im Laufe der Zeit auch eine kontinuierliche Information über kulturelle Themen gekommen, mit regelmäßigen Beiträgen und Rezensionen zu Literatur, Musik, Film und Theater Lateinamerikas. Wichtig sind auch Beiträge und Interviews zur Lebenssituation und den künstlerischen Aktivitäten hier lebender LateinamerikanerInnen.
Wie es weitergeht
Im Herbst 2015 wurde die ila als Verein 40 Jahre alt, die Zeitschrift hatte im November 2016 diesen Geburtstag. Die in der ila aktiven Menschen werden gelegentlich gefragt, ob eine solche Arbeit noch aktuell sei. Die Zeiten der großen Chile- oder Mittelamerika- Solidaritätsbewegungen seien doch lange vorbei. Das mag sein, aber die Bedingungen, die zur Gründung der ila führten, gelten weiter: Mehr denn je lebt die Mehrheit der Bevölkerung Lateinamerikas unter unzumutbaren Bedingungen, weiterhin sind deutsche Unternehmen und Politik dafür (mit-)verantwortlich, nach wie vor engagieren sich Leute für eine Änderung dieser Verhältnisse, und weiterhin sind genau diese Menschen Opfer staatlicher Repression, das zeigten nicht nur die Zapatistas in Mexiko. In vielen Ländern Lateinamerikas wird intensiv nach neuen Konzepten und Politikformen gesucht. Diese Entwicklungen wollen wir weiterhin für die deutsche Öffentlichkeit dokumentieren…
Ausgezeichnete Arbeit
Die ila erhielt 2013 den mit 1000 Euro dotierten Oscar-Romero-Preis. Der Preis wird alle zwei bis drei Jahre vom Bonner Förderkreis Oscar-Romero-Haus verliehen. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen des Bonner Oscar-Romero-Hauses fand am 23. Juni 2013 die Preisübergabe statt. Die Laudatio hielt der Theologe Michael Ramminger vom „Institut für Theologie und Politik“ in Münster.