Laura und Jaison lernen sich im Knast La Picota in Bogotá (Kolumbien) kennen und verlieben sich. Laura ist eine trans Frau und war Sexarbeiterin. Sie köderte Freier, und ihre Komplizen raubten diese aus. Dafür wurde sie zu 60 Jahren verurteilt. Jaison ist Mitglied der FARC-Guerilla und politischer Gefangener. Seine Genossen sind entsetzt über seine Beziehung mit Laura. Ist ihr Compañero etwa schwul geworden?
So eine Beziehung sei doch ein Verrat ihrer revolutionären Ideale. Sie schließen ihn aus der Organisation aus. Aber Jaison steht zu der Beziehung, heiratet Laura und wendet sich ebenfalls an das Generalsekretariat in Havanna. Tatsächlich stellt sich dieses hinter ihn und nimmt ihn wieder in die FARC auf. Die befindet sich ohnehin in einem Umbruchprozess: Seit 2012 führt die FARC in Havanna Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Regierung, um den 50 Jahren bewaffneter Auseinandersetzungen ein Ende zu setzen.
Mitten in den komplizierten Verhandlungen beginnt die FARC, über LGBTIQ-Rechte zu diskutieren. Bei Treffen mit der Trans-Community aus dem verrufenen Barrio Santafe in Bogotá entdecken die beiden Gruppen Gemeinsamkeiten: Sie gehören zur ausgebeuteten Klasse, und beide werden von der Gesellschaft als „Monster“ gesehen. „Farianas“ nennen sich die Kämpferinnen der FARC. In diesen gemeinsamen Treffen entsteht die Bezeichnung „Transfariana“.
Das klingt ein bisschen nach queerem Kitschroman, ist aber ein 2022 mit arte produzierter Dokumentarfilm von Joris Lachaise. Er zeigt viel Elend, im überfüllten Knast oder bei der Straßenprostitution in Santafe, und auch das Guerillaleben ist kein Spaß. Aber die Geschichte und ihre Protagonist*innen geben Hoffnung. Die Liebesgeschichte hat kein Happy End. Als Jaison nach 14 Jahren freikommt, zerbricht die Beziehung zu Laura. Sie sitzt weiterhin im Knast.
Die mutige Beziehung der beiden war jedoch der Anstoß für diese außergewöhnliche Annäherung zwischen einer Guerillaorganisation und einer Trans-Community. „Kulturwandel in Kolumbien“ heißt es in der Ankündigung des Films bei arte. Dieser Kulturwandel ist überall nötig, und das Gute ist: Er ist im Gange.
Alix