Notizen aus der ila 455/Mai

von

Politische Reise nach Ciudad Juárez, Mexiko

Vom 10.-24. September 2022 gibt es eine politische Reise in die an der mexikanischen Nordgrenze gelegene Stadt Ciudad Juárez mit einer Exkursion ins texanische El Paso. Die Reise steht unter dem Thema „Recht auf Stadt & Grenzkonflikte in den Borderlands“. Ciudad Juárez erlangte erstmals durch Frauenmorde in den 1990er-Jahren eine traurige Berühmtheit. Immer wieder steht die Boomtown als „gefährlichste Stadt der Welt“ im Fokus der Medien. Und in den letzten Jahren fällt das Licht der Öffentlichkeit erneut auf Juárez und seine Zwillingsstadt El Paso, Texas, weil Hunderte geflüchteter Familien hier täglich über die Grenze gehen oder auf Asyl warten. Weitgehend unbekannt ist, dass Ciudad Juárez sich durch eine enorm vielschichtige und aktive Zivilgesellschaft auszeichnet. Sie basiert auf dem Engagement der Mütter von verschwundenen und ermordeten Mädchen. Der Einsatz vieler Menschen für Frieden und Gerechtigkeit während der militärischen Besetzung im sogenannten „Drogenkrieg“ wurde kaum bekannt. Auch die Arbeit von Organisationen, die diesseits und jenseits der Grenze in direkter Solidarität mit Migrant*innen, Geflüchteten und Abgeschobenen arbeiten, verläuft zumeist im Stillen. Kreative kulturelle und politische Ausdrucksformen wie Hiphop, Street Art und Theater sind in der Grenzstadt sehr sichtbar. Denn gesellschaftliche Ausgrenzung, Marginalisierung und Repression existieren in den weit ausgedehnten Vierteln am Rande der Wüste nicht erst seit dem sogenannten „Drogenkrieg“. Erfolgreich haben Kunst- und Stadtteilprojekte seit dem Rückgang der Gewalt öffentliche Räume in kollektiver Weise zurückerobert. Eine Auswahl von Initiativen und Aktivist*innen möchten wir durch die Reise näher kennenlernen. Der Teilnahmebeitrag beträgt 1450 Euro (inkl. Flüge, Gemeinschaftsunterkunft, Transport). Die Verpflegung ist nicht im Reisepreis inbegriffen. Während der gesamten Reise werden Einkäufe und Zubereitung von Mahlzeiten in der Unterkunft als gemeinsame Aufgabe von der Gruppe übernommen. Die im Reisepreis inbegriffene Unterbringung besteht aus einer einfachen Gruppenunterkunft. Weitere Infos: www.iak-net.de, Kontakt: mexiko@iak-net.de

Spendenaufruf zur Verteidigung indigener Territorien und Rechte in Peru

Die Rechte und Territorien indigener Völker im peruanischen Amazonasgebiet sind bedroht: Die peruanische Regierung schränkt die Rechte der Indigenen ein und lässt Enteignungen und Straflosigkeit zu. Mindestens 14 indigene Landverteidiger*innen wurden seit Beginn der Pandemie ermordet, viele weitere wurden bedroht und verfolgt, weil sie für das Recht auf ihr Territorium eintraten. Die People‘s Legal School, die vom Instituto de Defensa Legal und dem Forest Peoples Programme in Zusammenarbeit mit indigenen Organisationen organisiert wird, zielt darauf ab, die indigenen Völker bei der Verteidigung ihrer Lebensgebiete im peruanischen Anden- und Amazonasgebiet zu stärken, indem eine neue Generation von Verteidiger*innen indigener Rechte und Landrechte ausgebildet wird. Im April hat die Informationsstelle Peru eine Spendenaktion gestartet, um die People‘s Legal School bei ihrer Gründung und dem Aufbau im Jahr 2022 und darüber hinaus zu unterstützen: https://donate.thebiggive.org.uk/campaign/a056900002GBqRzAAL Mit dieser Unterstützung wird diese neue Generation von Rechtsverteidiger*innen besser in der Lage sein, indigene Völker, ihre Gemeinschaften und Organisationen beim Schutz und der Durchsetzung ihrer kollektiven und territorialen Rechte zu unterstützen. Sie werden sich auch gegen die sozial und ökologisch schädlichen Aktivitäten wehren, die ihre Gebiete, den Amazonas und das globale Klima schädigen. Jede Spende ist für die Stärkung der Rechte indigener Völker in Peru von enormer Bedeutung. Bitte leiten Sie diesen Spendenaufruf auch an alle weiter, die an der Unterstützung dieser Initiative im peruanischen Amazonasgebiet interessiert sein könnten. Weitere Infos: Informationsstelle Peru e.V., Kronenstr. 16 HH, 79100 Freiburg, www.infostelle-peru.de

Website zu Ayotzinapa

Das National Security Archive in den USA hat kürzlich seine Seite zu Ayotzinapa Investigations aktualisiert. Dort gibt es (auf Englisch) Interviews, Berichte, Podcasts, Artikel, Buchempfehlungen, Fotos und Videos: https://nsarchive.gwu.edu/special-exhibit/ayotzinapa-investigations

Umwelt- und soziale Probleme des Kupferabbaus in Peru

Beim 102. Deutschen Katholikentag in Stuttgart organisiert die „Kampagne Bergwerk Peru“ am 26. Mai 2022 eine größere Veranstaltung zum Thema „Grüne Technologien hier? Zerstörung und Armut dort. Umwelt- und soziale Probleme des Kupferabbaus in Peru“. Als Teilnehmer*innen für das Podium sind eingeladen: Svenja Schöneich (Stiftung Wissenschaft und Politik), Edwin Alejandro Berrospi, (Umweltexperte und Betroffener der Kupfermine Toromocho, Umweltnetzwerk Red Muqui, Peru ), Mattes Tempelmann (Misereor-Berater zu Bergbau, Ökologie und Menschenrechten in Lateinamerika), Dr. Bärbel Kofler (MdB, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), Dr. Hartmut Heidenreich (Koordinationsteam der Kampagne „Bergbau Peru – Reichtum geht, Armut bleibt“). Die Veranstaltung findet am 26. Mai 2022 (16.30 bis 18.00 Uhr) im Linden-Museum, Wanner-Saal, Hegelplatz 1 in Stuttgart statt. Edwin Alejandro aus Peru wird Ende Mai auch eine Vortragsrundreise antreten mit Veranstaltungen in Freiburg, München, Berlin (exakte Zeiten stehen noch nicht fest). Weitere Infos: https://www.kampagne-bergbau-peru.de/

Film – Peru: Der reibungslose Abfluss der Mineralien Anfang April erschütterte ein Aufstand die peruanische Hauptstadt Lima.

Die Lastwagenfahrer protestierten gegen die erneut gestiegenen Benzinpreise, die Bürger*innen gegen die teuren Lebensmittel. Präsident Pedro Castillo, Kandidat der zwischen populistischer und orthodox-linker Rhetorik schwankenden Partei Perú Libre, erklärte kurzerhand den Notstand und verhängte eine Ausgangssperre. Doch die Proteste ließen sich nicht verbieten, die Regierung ruderte zurück. Die Polizei ging hart gegen die Demonstrierenden vor. Es gab Tote. Aus Regierungskreisen war zu hören, bezahlte Provokateure hätten die Situation angeheizt. Das mag sein, aber fest steht auch, dass große Teile der Bevölkerung mit Castillos Politik unzufrieden sind. Er hält seine Wahlversprechen nicht ein und überlässt das Feld den rechten Parteien. Die derzeitige peruanische Politik ist nicht einmal in der Nähe der Sozialdemokratie, sondern schlicht eine Fortführung des neoliberalen Kurses. Dies erklärt, warum sich Mitte letzten Jahres der US-Botschafter plötzlich gegen die Rechtspolitikerin Keiko Fujimori gestellt und die Anerkennung des Wahlsieges des Dorfschullehrers Castillo gefordert hatte. Er weiß, wie sehr die peruanische Rechte in den Drogenhandel verstrickt ist. Sie eignet sich, um weitergehende Reformanstrengungen in Schach zu halten. Aber für ein reibungsloses Abfließen der Rohstoffe sorgt auch Castillo. Die Präsident und Perú Libre sind bereits nach wenigen Monaten opportunistischer Realpolitik politisch isoliert. Wenn sie weitermachen wie bisher, wird es zu weiteren Hungeraufständen und gewaltsamen Protesten kommen.

Über die aktuelle Lage in Peru hat die Journalistin und Filmemacherin Gaby Weber den 35-minütigen Dokumentarfilm: „Der reibungslose Abfluss der Mineralien – Peru in der Sackgasse“ (35 Min) gedreht und bei YouTube hochgeladen (www.youtube.com/watch?v=IH5WKU-W4uA) In dem Film kommt auch Héctor Béjar, kurzzeitiger Außenminister in einem Kabinett Castillo (der Präsident pflegt seine Regierungen im Abstand von wenigen Wochen umzubilden) zu Wort. Der inzwischen 86 Jahre alte Béjar ist eine historische Persönlichkeit in Peru. Er war in den sechziger Jahren einer der Gründer der peruanischen Guerillaorganisation ELN. Von 1966 bis 1970 war er inhaftiert, bis er durch eine Amnestie freikam. Danach arbeitete er bis zu deren Sturz mit der Regierung des linksreformistischen Generals Velasco Alvarado bei der Umsetzung von deren Landreform zusammen. Später war er in verschiedenen progressiven Nichtregierungsorganisationen und als Hochschullehrer tätig. Aus dem vollständigen Interview mit Héctor Béjar hat Gaby Weber einen eigenen Film gemacht, der ebenfalls bei YouTube verfügbar ist, die deutsche Version unter: https://www.youtube.com/watch?v=0XdrzLSrU2c, die spanische unter: https://www.youtube.com/watch?v=CD9ontuMMkI Gaby Weber finanziert ihre Filmprojekte durch Spenden: Paypal über gaby.weber@gmx.net und Comdirect Bank, IBAN DE53 2004 1155 0192 0743 00, BIC COBADEH055