Notizen aus der ila 456.

Rundreise „Für das Leben! Internationalismus und Globale Gerechtigkeit statt G7!“

Ende Juni 2022 findet der G7 Gipfel wieder im bayrischen Elmau statt. Als Treffen der wirtschaftlich mächtigsten Staaten der Welt ist er ein weiterer Beleg für globale Ungerechtigkeit und die Fortführung kolonialer Unterdrückungsstrukturen. Die wirtschaftliche Macht des globalen Nordens beruht auf der strukturellen Ausbeutung des globalen Südens. Die aktuellen globalen Krisen wie Umweltzerstörung, Armut und Flüchtlingsbewegungen sind das Ergebnis dieser ignoranten Politik. Der Globale Norden bedient sich im Namen des Fortschritts weiterhin an den Ressourcen des Globalen Südens, während die globale Erwärmung in vielen Ländern dort bereits massive Auswirkungen hat. Konzerne und Regierungen tun alles, um koloniale Ausbeutungsverhältnisse aufrecht zu erhalten und sich ihrer Verantwortung zu entziehen. Die Folgen sind Landraub, Vertreibung und Zerstörung von Ökosystemen. Während Menschen auf der ganzen Welt hungern, werden absurde Summen in die weitere Aufrüstung investiert. Die G7-Staaten werden diese Probleme offensichtlich nicht lösen. Zeit, dass wir handeln!

Deshalb wird die dreiwöchige Rundreise „Für das Leben! Internationalismus und Globale Gerechtigkeit statt G7!“ stattfinden, bei der wir mit Aktivist*innen aus dem Globalen Süden durch Deutschland reisen, um einen starken Protest gegen den G7-Gipfel Ende Juni in Elmau zu mobilisieren. Organisiert wird die Rundreise u.a. von Aktivist*innen aus der BUKO, aus Strukturen, die die Rundreise der Zapatistas 2021 organisiert haben, und der Gruppe München International. Ziel der Rundreise ist es, auf alternative Lösungen aufmerksam zu machen, die in Teilen der Welt bereits Realität sind.

Die politischen Entscheidungen der G7-Staaten zerstören tagtäglich die Lebensgrundlagen von Menschen in aller Welt, sie sind Teil des Problems, nicht der Lösung. Der Zustand der Welt lässt uns keine andere Wahl, als stabile Strukturen zu organisieren und nachhaltige Visionen zu entwickeln. Die Reise führt vom 6. bis 25. Juni durch Deutschland und endet am 28. Juni auf dem Protestcamp in Elmau. Die Reise soll Stimmen Gehör verschaffen, die sonst in der westlichen Hemisphäre wenig Raum bekommen, sie soll bereits existierende Lösungen aufzeigen, die solidarisch und internationalistisch sind, sie soll auf feministischen, antirassistischen und umweltpolitischen Prinzipien basieren, zugänglich und offen für alle sein. Folgende Aktivist*innen aus dem Globalen Süden sind eingeladen, den Inhalt zu gestalten. Allerdings kann es zu Änderungen kommen, da es in einigen Fällen bereits jetzt absehbar ist, dass es Probleme bei der Beschaffung der benötigten Visa für die Reise nach Deutschland gibt (Stand Mai 2022):

Sprecher*innen der Frente Polisario, die im Flüchtlingslager Tindouf in Algerien leben. Ihr Beitrag bezieht sich auf den Kampf des Volkes der Westsahara für Freiheit und Unabhängigkeit und auf die Menschenrechtsverletzungen in dem vom Königreich Marokko besetzten Teil der Westsahara. Vertreter*in der Gewerkschaft der Zuckerarbeiter aus dem Iran. Selay Gaffar, Aktivistin der Frauenbewegung und ehemalige Sprecherin der Solidaritätspartei aus Afghanistan. Bettina Cruz, Menschenrechts- und Territorialverteidigerin und Mitglied des Congreso Nacional Indigena aus Mexiko. Sie wird unter anderem über Greenwashing, Gewalt gegen Frauen und die Verfolgung von Verteidigern von Territorien sprechen. Ein Vertreter der indigenen Organisation COPINH Honduras. Elir Negri Lavin aus Mexiko wird über Militarismus, Enteignung und gewaltsames Verschwindenlassen als notwendige und funktionale Elemente des Freihandels sprechen. Auch die Gewalt des Freihandels gegen die Jugend wird thematisiert. Eine Feministin aus Palästina. Ina-Maria Shikongo Klimagerechtigkeitsaktivistin aus Namibia. Ihr thematischer Schwerpunkt ist die Gewinnung fossiler Brennstoffe und die Bedeutung des Ausstiegs aus dieser Energieform sowie der Neokolonialismus im Allgemeinen. Besonders wichtig ist für sie das Fracking in der Kavango-Region.

Themen, die die Aktivist*innen auf den Tisch bringen werden, sind: Greenwashing in der Energiepolitik, Freihandel, Landwirtschaft/Ernährungssouveränität, Flucht/Migration und Extraktivismus aber auch Militarisierung und Aufrüstung, Megaprojekte und Neokolonialismus sowie Klimapolitik und Geostrategien. Ihre Perspektiven sollen das Bewusstsein für die Notwendigkeit des Handelns schärfen. Sie sollen zeigen, welche Utopien, Visionen und Strategien es bereits gibt und Menschen auf der ganzen Welt miteinander verbinden. Für uns geht es darum, zuzuhören, zu verstehen, aber auch aktiv zu werden und sich für ein gemeinsames Ziel zusammenzuschließen.

Die einzelnen Stationen der Reise: 6.6. Bremen / 7.6. Hamburg / 8.6. Hannover / 9.-10.6. Berlin / 11.6. Leipzig / 12.6. Dresden und „Recht auf Stadt Kongress“ in Jena / 13.6. Jena / 14.6. Kassel / 15.6. Dortmund / 16.6. Bonn / 17.6. Marburg / 18.6. Frankfurt / 19.6. Karlsruhe / 20.6. Freiburg / 21.6. Stuttgart / 22.-24.6. München / 23.06. Würzburg und Berlin (1 Person pro Stadt) 25.06. Demo München / 26.06. Demo und Camp Garmisch / 27.-28.06. Camp Garmisch

Link zum Crowdfunding: https://www.betterplace.org/de/projects/109575-fuer-das-leben-internationalismus-und-globale-gerechtigkeit-statt-g7

https://www.stop-g7-elmau.info/aktionen/g7-mobi-rundreise/             https://www.instagram.com/muenchen_international/

 

Honduras: „Feministischen Karawane ¡Viva Ofraneh!“ besetzt Territorium der Garífuna

Frauen von mindestens 16 feministischen und unabhängigen Organisationen aus verschiedenen Teilen von Honduras haben sich zur „Feministischen Karawane ¡Viva Ofraneh!“ zusammengeschlossen und vom 19. bis 22. Mai ein Garífuna-Territorium besetzt, konkret die Gemeinde Triunfo de la Cruz in der Gemeinde Tela, Atlántida. Dies ist ein umkämpftes Gebiet, da versucht wird, die dort ansässige afro-indigene Bevölkerung zu vertreiben. In dieser Gegend gibt es viele Konflikte, die von Geschäftsinteressen angetrieben werden. „Die bloße Anwesenheit von uns Frauen ist ein Akt des Widerstands“, erklärt Melissa Cardoza, Mitglied des „Nationalen Netzwerks der Menschenrechtsverteidigerinnen“. Für die Besetzung hatten die Frauen verschiedene Aktivitäten organisiert: ein Rundgang durch das Gebiet, Aktivitäten für Kinder sowie Gedenkakte an das Verschwinden von vier Garífuna. Stets präsent waren Kunst, Musik und Trommeln. „Die Spiritualität der Garífuna ist wahrscheinlich eines der wichtigsten Elemente unseres Kampfes“, sagt Cardoza.

Mit dieser Aktion will die Feministische Karawane Widerstand leisten gegen die Logik des Staates und der Unternehmen, die die Gebiete räumen wollen, sagt Miriam Miranda, Sprecherin von OFRANEH (Dachorganisation der Garífuna Gemeinden). „Das System der patriarchalischen, militaristischen, kapitalistischen und rassistischen Unterdrückung zielt darauf ab, die Menschen von ihrem Land zu vertreiben und es sich anzueignen; die Menschen zu elenden Lohnempfängern, zu Dienstleistenden, zu Menschen zu machen, die keine anderen Projekte mehr haben, als ihr prekäres Überleben zu sichern, ihnen ihre Zeit und ihre Lebensfreude zu nehmen“, sagt Miranda. Der Kampf von OFRANEH steht seit über 40 Jahren für die Verteidigung des Landes und des Territoriums: „Schließlich ist das der konkrete Ort, an dem das Gemeinschaftsleben, die Suche nach dem Gemeinwohl und dem Glück, der Wunsch, in dieser Welt wertvoll zu sein, der Ort, an dem die großen Geister wohnen, die das Volk beschützen“, formuliert es die Feministische Karawane in ihrem Kommuniqué. Und sie fordert zum Mitmachen auf: „Angesichts der drohenden Zwangsräumung rufen wir die ursprünglichen Bevölkerungsgruppen dazu auf, in ihr angestammtes Gebiet zurückzukehren.

Wir rufen sie auf, uns zuzuhören und uns zu begleiten, uns im Kampf für das Leben an dem Ort zu unterstützen, an dem unsere Nabelschnur vergraben wurde“. https://avispa.org/honduras-caravana-feminista-ocupa-territorio-garifuna-con-arte-y-memoria/